Bottrop. . Wenn Sammy kommt, dann ist Trubel in der Tagesgruppe für Senioren mit Handikap. Silvia Drost macht mit ihrem Vierbeiner einmal die Woche Hundevisite.

„Sammy ist eine wilde Hummel“, das behauptet zumindest seine Besitzerin, Silvia Drost. Und der Zweieinhalbjährige stellt diese Behauptung auch gleich unter Beweis. Er flitzt wie der Blitz durch die Räume der Tagesgruppe an der Heinrich-Theißen-Straße. Hier mal schnell die Gäste beschnuppern, da eine Betreuerin erschrecken, dann ein kleiner Abstecher an die Küchentür, dann noch ins Büro. Vielleicht, vielleicht lässt sich ja noch irgendwo ein Hundekeks abstauben: Sammy ist wieder auf Visite!

Hundevisite heißt nämlich das, was Sammy, den Australian Shepherd, und sein Frauchen einmal die Woche in die Tagesgruppe der Diakonie führt. Visite zum Beispiel bei Christoph, der gerade vorsichtig in den Flur späht. Da ist dem älteren Mann mit Handicap aber gerade zu viel Trubel. Gerne zieht er sich in den Wellness-Raum zurück und pflanzt sich im Schneidersitz in seinen Lieblingssessel. Sammy ist gleich hinterher, denn er weiß: Jetzt geht’s los.

Sammy lernt in der Tagesgruppe Geduld

Silvia Drost und ihr Australian Shepherd Sammy gehen einmal die Woche auf Hundevisite.
Silvia Drost und ihr Australian Shepherd Sammy gehen einmal die Woche auf Hundevisite. © FUNKE Foto Services

Frauchen hält auch schon seinen Spezialball in der Hand, mit dem er nur bei der Hundevisite spielen darf. Und den Ball bekommt jetzt Christoph, der ihn für Sammy werfen soll. Eigentlich. Aber Christoph braucht noch etwas Zeit, um sich auf die Situation einzustellen. Und Sammy braucht Geduld, viel Geduld. Aber bald wird sich Christoph entspannen, und dann wird er den Ball für Sammy werfen, der dann mit lautem Pfotengetrappel über die Holzdielen flitzt.

In der Tagesgruppe werden 25 ältere Menschen mit geistiger Behinderung betreut, die aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr in den Werkstätten arbeiten können. „Wir bieten unseren Gästen hier ein aktivierendes Tagesprogramm an,“ erklärt Einrichtungsleiterin Nicol Küchmeister. „Und sind froh über jede Abwechslung, die von außen kommt.“ Und Abwechslung bringt Sammy, „der Wirbelwind“, wie ihn Nicol Küchmeister nennt, bestimmt ins Haus. Er tollt durch die Räume, springt an den Menschen hoch und himmelt jeden an, der vielleicht ein Leckerchen für ihn in der Tasche haben könnte. Er ist robust und lebendig, kein Mimöschen auf vier Pfoten, er kann auch mal Lärm ab und den ungestümen Griff eines Menschen mit Handicap.

Es gibt 16 Besuchshunde

Er ist gerade so, wie er an dieser Stelle gebraucht wird. Er soll die Senioren, die hierher kommen, ein bisschen auf Trab bringen. „Unsere Gäste werden lockerer, wenn sie sich mit dem Hund beschäftigen und nehmen mehr von ihrem Umfeld wahr“, erklärt Nicol Küchmeister. „Er holt sie wieder in die Welt.“

16 Hunde gehen beim Diakonischen Werk mit ihren Frauchen ehrenamtlich auf Visite bei Senioren, Menschen mit geistiger Behinderung oder Demenz. Bevor aus dem Hund ein Besuchshund wird, muss er zusammen mit Frauchen erst vieles lernen. Voraussetzung für den Hund ist ein Wesenstest, denn der Vierbeiner darf nicht schreckhaft sein und unter keinen Umständen zuschnappen.

Silvia Drost hat mit ihrem Sa-mmy erst eine Hundeschule besucht und dann zu den täglichen, langen Spaziergängen und verschiedenen Spielen nach Möglichkeiten gesucht, das quirlige Tier zu beschäftigen. In der Zeitung las sie von Besuchshunden und den Ausbildungsseminare der Diakonie und hat sich sofort dafür angemeldet. Der Wesenstest war kein Problem für Sammy.

Und so kommen die beiden nun seit einem Jahr einmal die Woche in die Gruppe. „Das macht total viel Spaß“, sagt Silvia Drost und Sammy gibt Christoph gerade „Five“.