Am 9. November wütete der Nazi-Mob auch in dieser Stadt gegen alles Jüdische. 70 Jahre danach erinnern eine Foto-Ausstellung sowie weitere Veranstaltung an die Ausschreitungen.
Zum nunmehr 70. Mal jähren sich am Sonntag die Ereignisse, die als Pogromnacht in die Geschichte eingingen. In Deutschland brannten die Synagogen, auch zahlreiche jüdische Geschäfte setzte der Nazi-Mob in Flammen.
Das sah in Bottrop nicht anders aus: Laut eines Polizeiberichts aus dem Jahr 1938 wurden in der Nacht zum 10. November offiziell „nur” neun Läden beschädigt – die Möbelgeschäfte von Meir Reichenstein & Reinharz an der Gladbecker Straße 14, von Naftali Kleinberger an der Horster Straße 30, von Julius Dortort an der Horster Straße 6, von Alfred Cohn an der Essener Straße 19 und das Möbelgeschäft von Moses Redisch an der Schützenstraße 23.
Ebenfalls betroffen waren das Tuschegeschäft von Isaak Scheiner an der Essener Straße 20, die Lebensmittel-Großhandlung von Josef Krauthammer an der Essener Straße 21 sowie das Knaben- und Herrenbekleidungsgeschäft von August Meyer an der Gladbecker Straße 334.
Eine Synagoge gab es in Bottrop nicht. Doch in der heutigen Tourneaustraße 11 besaß die jüdische Gemeinde einen Bet- und Unterrichtssaal, der vor 70 Jahren ebenfalls von den Nationalsozialisten zerstört wurde.
70 Jahre nach diesem Pogrom wird der Zerstörungen und der zahlreichen Opfer gedacht. Im Kulturzentrum August Everding sind bis zum 22. November Aufnahmen zu sehen (die WAZ berichtete), die offenbar am Morgen nach der Pogromnacht von den Tätern gemacht wurden – sozusagen als Souvenirs.
Bei 21 der Fotografien handelt es sich um die einzigen bekannten Bilder, auf denen die Zerstörungen in Bottrop zu sehen sind. Nicht bei allen der schwarz-weißen Aufnahmen konnten die Geschäfte und ihre jeweiligen Besitzer zugeordnet werden. Wo es möglich war, haben Mitarbeiter des Stadtarchivs die Daten in mühevoller Recherche ermittelt und mit anderen historischen Bildern Bottrops aus jener Zeit verglichen.
Ebenfalls zu sehen ist im Kulturzentrum eine Wanderausstellung zum Thema „Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden 1933 bis 1945”: Gezeigt werden beispielsweise Szenen, in denen Juden wie Deutsche in der Öffentlichkeit vorgeführt und gedemütigt wurden. Auf einem Bild ist eine Frau zu sehen, die ein Schild vor ihrem Körper trägt. Darauf steht geschrieben: „Ich bin ein deutsches Mädchen und habe mich vom Juden schänden lassen.” Eskortiert wird sie von Soldaten und Schaulustigen, die in die Kamera lachen. Auf einer weiteren Fotografie ist ein Mann zu sehen, der gezwungen wurde, sich öffentlich als „Rasseschänder” zu bezeichnen – ebenfalls begleitet von Passanten, die das Geschehen belustigt beobachten. Dokumentiert wurden die ausgebrannten Autos jüdischer Mitbürger, denn den SA-Schergen fielen nicht nur Geschäfte und Synagogen zum Opfer – sondern alles, was jüdisch war.
Die städtische Galerie im Kulturzentrum ist montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr, samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. 02041/70 37 55