Das Gebäude der 1998 geschlossenen Traditionsgaststätte Haus Buschler an der Schneiderstraße 80 wird abgerissen. Der Bergbau hat die Bausubstanz unrettbar beschädigt. Das Kirchhellener Unternehmen Wohnbau Overhagen will dort ein Mehrfamilienhaus bauen.

Seit wann genau es die Gaststätte gab, wissen noch nicht einmal die Experten des Arbeitskreises Grafenwald im Verein für Orts- und Heimatkunde.Willi Stemmans zitiert in seinem Beitrag zur Kirchengeschichte Grafenwalds im jüngsten Band der Schriftenreihe des Vereins aus der Pfarrchronik: „Palmsonntag des Jahres 1893 versammelten sich in der damaligen Gastwirtschaft Kreul eine Anzahl von Leuten aus dem Südteil der Bauerschaft Holthausen, um über den Bau einer Kirche zu beraten.“

Als die Kirche nach mancherlei Mühe und Wirren 1899 eingeweiht wird, hat schon Gastwirt Bernhard Söller die Gastwirtschaft übernommen. Natürlich wird bei ihm am 24.Oktober die Einweihung durch Bischof Hermann Dingelstad gefeiert: 230 Personen sollen am Festessen teilgenommen haben.

1918 übergab Söller die Gastwirtschaft an seinen Schwiegersohn Heinrich Buschler, berichtet Rainer Weiß vom Heimatverein. Söller wird 1919, als Grafenwald eine eigene Kirchengemeinde wird, in den Kirchenvorstand gewählt. 1945, so Weiß weiter, erbt Alois Buschler die Gaststätte. Hans Söller, Mitgründer des Schützenvereins und Namensgeber des Markt- und Festplatzes an der neuen Kirche, ist von 1952 bis 1962 Pächter des Hauses.

„Bei Buschler waren eigentlich alle Grafenwälder Vereine zuhause“, erinnert sich Hubert Fockenberg vom Arbeitskreis. „Da war ja jeden Tag etwas los.“ Der Schützenverein, der Hühnerzuchtverein, der Jünglingsverein, die Blaskapelle Grafenwald und der 1919 natürlich bei Buschler gegründete und immer noch bestehende Theaterverein Thalia - für sie alle war Söller/Buschler das Vereinslokal.

Weiß: „Am 19. Dezember 1998 endete die „Ära Buschler“ in Grafenwald. Amanda Buschler schloss die Gaststätte. Nach einem Umbau wurden die Räume als Wohnungen vermietet.“

Inzwischen ist das Kirchhellener Unternehmen Wohnbau Overhagen Eigentümerin des Gebäudes. Geschäftsführer Berthold Tönnes sieht keine Alternativen zum Abriss: „Die Bausubstanz war mittlerweile so beschädigt, dass eine Renovierung oder Sanierung nicht mehr möglich war, weshalb sich Bergbau und Eigentümer zum Abriss entschieden hatten.“

Wohnbau Overhagen will nach seinen Angaben „nach erfolgtem Abriss ein Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen errichten. Die Wohnungsgrößen liegen etwa zwischen 60 und 80 Quadratmetern Wohnfläche.“ Derzeit laufen die Planungsarbeiten. Architektin Sabine Tönnes schätzt, dass ein Baubeginn im Spätsommer möglich sein sollte.