Bottrop.. Seit 1998 sind Thomas Schwarzer und Holger Kröcher immer wieder als Gästeführer im Stadtgebiet unterwegs. Anfragen aus dem ganzen Ruhrgebiet.


Wer mit ihnen durch die Stadt läuft, sieht diese plötzlich mit einem anderen Blick oder entdeckt gar Vieles neu. Thomas Schwarzer und Holger Kröcher haben sich als Gästeführer inzwischen nicht nur unter Bottropern einen Namen gemacht, sondern weit über die Stadtgrenzen hinaus. „Es spricht sich einfach rum“, sind sich die beiden einig. „Wer einmal als Gast eines Bottropers eine Stadtführung mitgemacht hat, kommt irgendwann selbst mit Gästen wieder.“ Auch in diesem Jahr haben die beiden verschiedene Stadtführungen im Programm, bieten aber auf Wunsch auch individuelle Touren an.

Während Thomas Schwarzer - im Hauptberuf stellvertretender Leiter im Referat Migration der Stadt - auf entsprechende Nachfragen hin vor allem Führungen für die Stadt Bottrop übernimmt und nur gelegentlich auch in seiner Freizeit als Stadtführer unterwegs ist, bietet Holger Kröcher, Maschinenbau-Ingenieur im Ruhestand, diese Führungen für alle Interessierten. Ihren Faible für die Geschichte entdeckten beide schon in ihrer Kindheit und „man lernt heute noch dazu“, sind sich die beiden einig. Und Thomas Schwarzer erzählt sogleich von einer seiner schönsten Nachtwächter-Führungen, als eine alte Dame von ihrem Vater erzählte, der einst als Handwerker beim Bau des Rathauses dabei war. „Damals erfuhr ich, dass sich beim Bau jemand erhängen wollte. Die Auszubildenden fanden ihn aber rechtzeitig und konnten ihn retten“, so Schwarzer. „So was steht natürlich in keinem Geschichtsbuch.“

Von solchen und ähnlichen Geschichten leben die Stadtführungen: Es gibt nicht nur Zahlen und Fakten, sondern vor allem Kurioses, Geschichten und Anekdoten. „Die Führungen leben vom Austausch, denn auch ich weiß nicht alles“, meint Thomas Schwarzer, der einst Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum studierte. Besonders gern ist der 54-Jährige mit Kindern zwischen sieben und zwölf Jahren unterwegs. „Sie wissen sehr viel und versuchen stets irgendwas zu finden, was ich nicht weiß“, erzählt Schwarzer schmunzelnd. „Und in Rollenspielen versetzen wir uns dann in die Zeit vor 100 Jahren und indem die Kinder sich vorstellen, was es damals alles nicht gab, entwickelt sich stets ein wunderbarer Austausch.“

Nicht nur zur Vorbereitung seiner Touren liebt Holger Kröcher es, in die Geschichte abzutauchen. „Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie sich eine Tür nach der anderen in die Vergangenheit öffnet, wenn man irgendetwas recherchiert“, so der 73-Jährige, der davon träumt sich mal auf den Spuren von Amtmann Böckenhoff durch die Stadtgeschichte zu bewegen. „Aber leider fehlt mir das Kostüm“, so Kröcher. Thomas Schwarzer dagegen würde gern Stadtführungen zum Thema Migration anbieten. „Schließlich ist die Stadt durch Zuwanderung entstanden.“