Bottrop. . Der Abbau begann vor gut 150 Jahren und erreichte in den 1950ern seinen Höhepunkt.
Von Formsandgruben, Firmengründungen und stechenden Arbeitern handelte der Vortrag, der 30 interessierte Besucher am Dienstagabend in das Barbaraheim lockte. Sie konnten Stadtgeschichte aus erster Hand erfahren. Denn Dirk Hellmann berichtete am Unterberg über die industrielle Formsandgräberei in Bottrop und Oberhausen. Er ging insbesondere auf die Firma seines Vorfahren Heinrich Dickmann ein, der 1868 in das Sand-Geschäft einstieg. Vorher arbeitete er im Straßenbau und belieferte die Post mit Kies.
„Zu Beginn der Formsandgräberei waren es Bauern und Kötter, die einzelne Gruben aushoben“, erklärte Hellmann. „Mit der Firma Kleine-Brockhoff startete 1852 der großräumige Abbau in der Umgebung, weil der wachsende Bedarf gedeckt werden musste“, erläuterte der Ur-Ur-Enkel Dickmanns.
Ein Vertrag zwischen Heinrich Dickman und Gerhard Kleinefenn habe 1872 zum nächsten Schritt in der Industrie geführt. „Durch die Zusammenarbeit entstand 1898 die Westfälische Sandgräberei, die für den Sandabbau in Bottrop zuständig war.“
Der Referent behandelte in seiner Präsentation, die er mit Bildern, Karten und Filmen ausschmückte, den Wandel der Abbaumöglichkeiten. Er beschrieb den schrittweisen Austausch von Arbeitskräften durch Bagger und Maschinen; er zeigte auf, wann und wo die ersten Feldbahnlocks eingesetzt wurden (1892 in Osterfeld). Auch die landschaftliche Veränderung – gerade am Donnerberg – spielte in seiner chronologischen Darstellung eine Rolle.
Die Frage aus dem Publikum, welche Straßen sich bis ins 20. Jahrhundert durch die Formsandgräberei verändert hätten, beantwortete er souverän und gab gleich mehrere Beispiele: „Die Donnerbergstraße, die Kiesstraße und die Gustav Nachtigal Straße sind unter anderem abgetragen worden.“
Nach den Weltkriegen habe der Formsandabbau seinen Höhepunkt erreicht. „Täglich wurden in den fünfziger Jahren 600 Tonnen Sand in Bottrop und 1200 Tonnen Sand in Osterfeld abgebaut.“
Günter Hoffjan, Vorsitzender der KAB St. Barbara, zog ein Fazit: „Der Abend gibt unseren Mitgliedern einen Einblick in die örtliche Entwicklung – auch zur Lage unseres Heimes.“