Bottrop. . Ins Karstadt-Haus ziehen nach dem Umbau Einzelhändler und ein Hotel ein. Der Verhandlungspoker um Hansa Center geht derweil weiter.

Am Schluss reichte es nicht einmal mehr bis zum offiziellen Ende des grell-bunt angekündigten Countdowns. Schon zwei Tage vorher schloss das Karstadt-Haus in der Bottroper Innenstadt seine Türen für immer. Was vor 124 Jahren mit dem Kaufhaus Althoff begann, endete an einem Freitagabend im Februar.

Es waren schlicht keine Waren mehr für die restlichen angekündigten Ausverkaufstage da. Noch vor dem offiziellen Ladenschluss um 19 Uhr wurden die Schlüssel umgedreht und die Türen verrammelt. „Auf Wiedersehen Bottrop“ hieß es dann auf Plakaten im Fenster, dazu der Hinweis auf Filialen im Umkreis.

Aufwendiger Umbau

Doch anders als in vielen Nachbarstädten, in denen Warenhäuser vor Jahren geschlossen wurden und die Gebäude immer noch leer stehen, gibt es für das hiesige Haus eine neue Nutzung. Die Devello AG hat das Kaufhaus übernommen und plant einen Umbau.

In das ehemalige Kaufhaus sollen Einzelhändler einziehen – zumindest ins Keller- und Erdgeschoss sowie in die erste Etage. Darüber könnten Büro- und Praxisräume entstehen, in die beiden obersten Etagen zieht ein Hotel ein. Einen entsprechenden Mietvertrag gebe es bereits, sagt Devello-Geschäftsführer Jens Friedländer. Laut Branchenmagazin Top-Hotel soll es über 127 Zimmer verfügen. Weiter berichtet das Magazin, dass die Heilbronner Plaza Hotelgroup das Bottroper Best Western betreiben wird. Aktuell gehören zu der Gruppe 15 Best-Western-Häuser in Deutschland, Österreich und Tschechien.

Tageslicht für die Hotelräume

Friedländer spricht von einem „verhältnismäßig aufwendigen“ Umbau. So sei geplant, aus den beiden oberen Etagen einen Teil herauszuschneiden. So entsteht ein Atrium, und es gelangt Tageslicht in die Hotelräume. Überhaupt werde das Haus innen quasi in den Rohbauzustand zurückversetzt, so Friedländer. Schon bei der Vorstellung der Pläne im Juni hatte Friedländer betont, dass es kein Einkaufszentrum mit einer zentralen Passage werde.

Stattdessen sei jedes neue Ladenlokal von außen zugänglich. Deshalb müsste an der einen oder anderen Stelle die Eingangssituation verändert werden. Außerdem müssen bei Läden über mehrere Etagen entsprechende neue Aufgänge geplant werden. Die Außenhülle werde aufgearbeitet, sprich: gesäubert, und die Fenster werden erneuert. „Aber sonst ist das doch eine schöne, klassische Fassade“, so Friedländer. Auf rund 20 Millionen Euro beziffert die Devello AG die Umbaukosten.

Textilketten und andere Einzelhändler sollen einziehen

Wer – neben dem Hotel – in das Haus einziehen wird, dazu äußerte sich Devello bisher nicht. „Es sind Ketten, die deutschland- und zum Teil europaweit aktiv sind“, sagt Friedländer. Das seien Textilanbieter und andere Einzelhändler. Bei einem von Oberbürgermeister Bernd Tischler und dem Einzelhandelsverband initiierten Innenstadt-Dialog wurde Devello-Mitgesellschafter Andreas Marx dann etwas deutlicher. Er sprach von „intensiven Gesprächen“ mit der Drogerie-Kette Rossmann, den Mode-Ketten Adler und TK Maxx, einem Lebensmittelhändler und dem Restpostenhändler Jawoll. Letzterer könnte ins Kellergeschoss des Karstadt-Hauses ziehen. Rossmann muss aus seinem Ladenlokal an der unteren Hochstraße ausziehen. Aktuell ist die Devello AG dabei, die „Mietverträge einzusammeln“. Nach den Verhandlungen mit Einzelhändlern geht es nun darum, ihre Unterschriften unter die Verträge zu bekommen.

Anfang April übernimmt der neue Besitzer und will auch zügig mit dem Umbau beginnen. Einzel- und Markthändler in der Stadt sehen das Projekt zwar positiv, blicken aber mit Sorge auf die lange Bauphase. Verschiedene Aktionen wie etwa Baustellenfeste könnten helfen, die Zeit zu überbrücken. Von „aktivem Baustellen-Marketing“ war in dem Zusammenhang die Rede.

Hansa Center als zweites Sorgenkind

Bleibt mit dem Hansa Center ein weiteres Sorgenkind in der Fußgängerzone. Seit der Insolvenz im Sommer 2013 tut sich auf der Baustelle nichts. Ein „Top-Interessent“ war 2015 abgesprungen, doch aus Gläubigerkreisen ist zu hören, dass es inzwischen wieder mehrere Interessenten gibt. Oberbürgermeister Bernd Tischler äußerte sich optimistisch. Er glaubt, dass noch im Sommer ein neuer Investor gefunden werde. So habe die Stadt auf der Immobilienmesse Expo Real in München verschiedene Anfragen zum Thema Hansa Center gehabt. Für den OB ein Zeichen dafür, dass das Einkaufszentrum in der Branche nicht verbrannt sei. Doch über einen Verkauf entscheiden allein der Insolvenzverwalter und die Gläubiger.

Devello-Geschäftsführer Jens Friedländer ärgert sich, dass die potenziellen Käufer versuchten, ihm Mieter abspenstig zu machen. Zudem äußerte er im Februar gegenüber der WAZ Überlegungen, selbst noch einmal in den Poker ums Hansa Center einzusteigen. Schließlich hatte sich Devello das Objekt bereits vor dem Kauf des Karstadt-Hauses angeschaut. Friedländer spricht von möglichen Synergien, doch noch sei der Preis zu hoch.