Bottrop.. Oberstufenklasse am Berufskolleg verzehrten eine Woche lang auch kein Fisch. Im Unterricht befassten sie sich mit unserem Lebensstil und seinen Folgen.
Ein Woche lang hat sich der Fleischkonsum in Bottrop drastisch verringert. Rund 37,2 Kilogramm Schnitzel, Döner, Wurst & Co wurden weniger verzehrt als üblich. Grund dafür war die Aktion „Eine Woche ohne Fleisch und Fisch“ der Oberstufenklassen der Kaufmännischen Assistenten im Berufskolleg Bottrop. 31 Schüler verpflichteten sich vertraglich, sieben Tage auf Fleisch und Fisch zu verzichten.
Im Fach Außenwirtschaftslehre wurden in der Unterrichtsreihe „Unser Lebensstil und die Folgen für Menschen in anderen Ländern“ Themen wie Elektroschrott, EU-subventionierte Fischtrawler, Dumpingpreise bei Überschussprodukten und Fleischkonsum in Deutschland erarbeitet. Besonders letztere Thematik packte die jugendlichen Fleischfans.
„Wir haben mithilfe eines persönlichen Wochen-Ess-Plans festgestellt, dass wir sehr viel Fleisch essen. In vielen afrikanischen Ländern wird Getreideanbau reduziert und durch Weideland ersetzt, für Tiere, deren Fleisch später nach Europa exportiert wird. Mit anderen Worten: In Afrika wird gehungert, damit wir uns an Fleisch satt essen können“, so Lisa Huber aus der 2K13B. „Wir fanden unsere Recherche-Ergebnisse erschreckend und haben deshalb beschlossen, eine Woche komplett auf Fleisch und Fisch zu verzichten.“
Der wöchentliche Durchschnittskonsum liegt in Deutschland bei rund 1200 Gramm in Deutschland (WWF: „Kein Schwein gehabt“, 1.3.2016).
Die Erwartungen an das Experiments und die Resultate waren höchstunterschiedlich. Während Anastasia Schwarz keine eklatanten Entzugserscheinungen befürchtete, da sie ohnehin nicht sehr viel Fleisch esse, ging Dennis Stollarski zunächst in einen türkischen Imbiss: „Ich habe mir erst mal einen Dönerteller gegönnt, aber danach habe ich die Woche komplett durchgezogen. Es war gar nicht so schwierig.“
Für Pierre Lewandowska schon: „Ich habe es nicht geschafft, der Verzicht auf Fleisch war zu schlimm. Ich fühle mich einfach besser, wenn ich Fleisch esse – körperlich und geistig.“ Auch Lehrerin Margit Heft zog mit. Ihr Fazit: „Gar nicht so schwer, wie ich es erwartet hatte. Es gab nur zwei Situationen, in denen ich umdenken und verzichten musste. Zum Beispiel als ich eingeladen war und nur die Beilagen essen durfte.“ Für die meisten Schüler war es vor allem schwierig, wenn Freunde einen Döner oder Burger essen gingen.
Weniger geht auch
„Wir haben uns gefragt, ob wir bereit sind, an Veränderungen mitzuwirken. Beide Klassen sind es und etliche fanden die Erfahrung gut. Keiner von uns ist nun Vegetarier geworden, aber fast alle finden, dass auch weniger Fleisch geht“, so Margit Heft. Damit kommen sie den Vorstellungen von WWF zumindest näher. Die Umweltorganisation empfiehlt einen Fleischkonsum von maximal 300 Gramm pro Woche, egal ob Rind, Schwein oder Geflügel, aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen: „Über 90 Prozent der in Deutschland angebotenen Fleisch- und Wurstwaren verfehlt die Mindestanforderungen an ökologische Nachhaltigkeit.“