Bottrop-Kirchhellen. . Diakonie feiert das zehnjährige Bestehen des Lebensmittelmarktes an der Schmiedestraße. Der Laden funktioniert auch als Treffpunkt für die Bürger.

Seit zehn Jahren besteht der Cap-Markt des Diakonischen Werkes an der Schmiedestraße in Grafenwald. Bei einer Feierstunde zum Geburtstag waren sich Betreiber, Kunden, Förderer und Politiker einig: Der Laden ist in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall. Und dieses Glück hat mehrere Väter.

Einer von ihnen heißt Arnd Schreiner. Er ist Prokurist der Bottroper Werkstätten des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten und trug sich schon lange mit der Idee, an einem vom Einzelhandel aufgegebenen Standort das aus Süddeutschland stammende Franchise-System der Cap-Märkte umzusetzen. „Als 2005 unter dem lauten Protest einer Bürgerinitiative der letzte Supermarkt in Grafenwald schloss, hatte man den Standort gefunden, den man schon Jahre gesucht hatte“, erinnert sich Karl-Heinz Kinne, kaufmännischer Vorstand des Diakonischen Werkes.

Schreiner fand an der Schmiedestraße die klassische Win-Win-Situation vor: Die Bürger begrüßten die Idee, weil sie ihre Nahversorgung sicher stellte. Die Stadt war erleichtert, weil sie Punkte bei den Bürgern und bei der Sozialpolitik machte. Und das Diakonische Werk konnte ein Projekt umsetzen, bei dem sie Mitarbeiter mit Handicap aus dem geschützten Bereich der Werkstätten herausholen und Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt sammeln lassen konnte. Und dies erkennbar mit Erfolg: Von den Gründungs-Mitarbeitern sind immer noch zehn dabei. „Es scheint ihnen nicht ganz schlecht zu gefallen“, sagt Schreiner.

Das Projekt war nicht nur aus Sicht der Sozialpolitik ein Erfolg, sondern auch wirtschaftlich. Wenn nach fünf Jahren die Startzuschüsse etwa für das Marktleitergehalt wegfallen, ist das für jedes Cap-Projekt eine Soll-Bruchstelle. Nicht in Grafenwald, erinnert sich Michael Schneider, beim Integrationsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zuständig für Integrationsprojekte: „Der Markt in Grafenwald war der erste in Westfalen-Lippe. Deshalb war er so etwas wie ein Sorgenkind. Ich habe aber vor dem Auslaufen der Förderung die Bilanz in die Hand bekommen und konnte mich beruhigt zurücklehnen. Bis heute ist der Markt in Grafenwald immer unter den fünf wirtschaftlich erfolgreichsten im Lande.“ Bundesweit gibt es inzwischen rund 100 Integrationsmärkte, und gerade im Ruhrgebiet haben in den letzten Jahren mehrere Märkte schließen müssen. Der Markt in Grafenwald erwirtschaftet mit seinen derzeit 20 Mitarbeitern eines Jahresumsatz von rund 2,4 Millionen Euro.

2009 ist das Angebot noch einmal gewachsen, als der Markt der Bottroper Werkstätten auch bis bisher verpachtete Fleischerei in Eigenregie übernahm. Marktleiter Gerd Weber und Prokurist Arnd Schreiner sehen mit breiter Brust neuen Herausforderungen entgegen. Die Politik treibt Pläne für das Neubaugebiet Friedenstraße/Vossundern voran. „Ich könnte mir vorstellen, dass unser Markt auch die Neubürger versorgen könnte, etwa mit einer kleinen Filiale“, sagt Schreiner.

Noch ist es nicht so weit, sagt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. „Über das Neubaugebiet werden wir noch ein paar Jahre lang reden.“ Er kann sich vorstellen, dass in einem ersten Schritt 40 bis 50 Wohnungen entstehen, und deren Bewohner wären sicherlich dankbar für den Markt. Schnieder: „Wenn dieser Markt nicht wäre, fühlte Grafenwald sich deutlich weiter abgehängt.“