Bottrop. . Inhaber Thomas Schneeberg verändert sich beruflich, statt den Mietvertrag zu verlängern. Risiko am Einkaufsstandort Bottrop ist für ihn nicht kalkulierbar.
Ende des Monats ist endgültig Laden-Schluss an der Osterfelder Straße 6. Dann schließt Thomas Schneeberg seinen „Sport Mode Treff“ – nach 27 Jahren, in denen er in dem Fachgeschäft seine Begeisterung für den Sport beruflich umsetzte. Eine Entscheidung, die dem 49-Jährigen nicht leicht gefallen sein dürfte. Die er traf, als ab April die Verlängerung seines Mietvertrages angestanden hätte. Denn: „Für mich ist im Moment das Risiko nicht kalkulierbar, was mit dem Standort Bottrop passiert.“
Einen großen Anteil daran hat die Karstadt-Schließung, auch wenn eine neue Nutzung schon eingestielt ist. „Mir macht Sorgen, dass es ohne Karstadt keinen Vollsortimenter mehr gibt, der die Stadt stärkt“, erläutert Schneeberg. Auf der anderen Seite bringe der Umbau des Karstadt-Hauses wohl eine rund 15-monatige Bauzeit mit sich. „Dann ist der Stadtkern übersät mit Kränen, Baggern, Dreck und Staub. Was ein Kunde, der einen schönen Einkaufstag haben will, nicht mag.“ Und womöglich lieber woanders shoppen geht.
Freilich hat es der Einzelhandel seit längerem schwer. „Als ich das Geschäft 1989 eröffnet habe, war Sport noch Sport und Kaffee noch Kaffee“, sagt Schneeberg in Anspielung auf das heute breite Sortiment beim Kaffeeröster. Dann hätten die Discounter den Verkauf von Sportartikeln für sich entdeckt, immer mehr Shopping Center hätten Kunden weggelockt, später entwickelte sich das Internet zum Konkurrenten. „So hat sich der Markt relativ stark verschoben, in viele Richtungen.“ Zudem habe sich der Standort Bottrop negativ entwickelt. „Das schlimmste Szenario für den Handel war, dass der Investor vom Hansa-Zentrum kurzfristig das Projekt nicht durchziehen konnte.“ Mit Saturn und anderen Mietern „hätten wir die Einkaufsstadt nachhaltig attraktiv halten können.“
Schneeberg, der beim Essener Karstadt Sporthaus den Beruf des Sportkaufmanns immer mit dem Ziel erlernte, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, sah sein Profil in der Fachberatung. Selbst ein Sportler, der mit dem ETB Schwarz-Weiß Essen in der dritten Liga kickte, als Trainer mit dem Fußballverein SV 1911 bis in die fünfte Liga kam und Stadtmeister im Tennis-Herrendoppel wurde, beriet er etwa rund um technische Produkte wie Laufschuhe oder Tennisschläger. „Die Kunden hatten Vertrauen in uns, sonst hätten wir den Laden sicher nicht so lange führen können“, sagt der 49-Jährige. „Wir“, das waren neben seiner Frau auch lange Zeit sein Bruder und weitere Mitarbeiter. Im Laufe der Jahre, erzählt Schneeberg mit spürbarer Freude, habe sich eine Stammkundschaft aufgebaut, die mehrere Generationen umfasst. „Kunden, die als Kinder mit ihren Eltern schon hier waren, sind nachher als Erwachsene mit ihrem eigenen Nachwuchs hergekommen.“
Was im Laden, der Anfang der 1990er Jahre um einen Kinder- und Jugendbereich erweitert wurde, noch bleibt ist, die verbliebene Ware möglichst noch an die Kunden zu bringen. Und dann geht es beruflich auch schon weiter – wobei er nach fast 30 Jahren Selbstständigkeit ohne Arbeit auch gar nicht könne. „Ich bleibe dem Sport und der Mode treu, in etwas anderer Position“ – mehr verrät Schneeberg zu diesem Zeitpunkt noch nicht.