Die Reihe „Geschichtsstunde“ mit Beiträgen zur Bottroper Historie, die das Stadtarchiv seit nunmehr 13 Jahren herausgibt, hat „Nachwuchs“ bekommen. Unter dem Titel „Ein Kaleidoskop - Bottroper Geschichte und Geschichten“ nimmt sich Wilfried Krix, einer der regelmäßigen Autoren der Reihe, erstmals nicht nur ein Thema vor.
Kaum Unterlagen zum Rathaus
Auf 79 Seiten arbeit sich der Heimatforscher durch zehn Aspekte der Stadtgeschichte: von den Skulpturen der Rathausfassade - passend zum 100. Geburtstag des Baus - über die Geschichte des Hauses Morgenstern oder des Kinderkurheims in Waldbreitbach, das viele Bottroper noch aus eigener Anschauung kennen, bis zu den Taubenvätern und ihren Vereinen. Es handelt sich um Fundstücke, die Krix im Laufe seiner schon 15 Jahre währenden Arbeit in Sachen Stadtgeschichte aufbereitete. Bei manchem stößt selbst er an Grenzen, vor allem wegen fehlender Unterlagen, was eine Aufarbeitung erschwert. „Gerade über das Rathaus gibt es wenig Unterlagen“, sagt Krix. Über die sechs Figuren der Fassade wisse man kaum mehr als den Namen des Künstlers Georg Grasegger (1873-1927) und dem, was die WAZ anlässlich der Großstadtwerdung 1953 druckte.
Ein Kapitel widmet er den Bottroper Brunnen und Wasserspielen - vom ersten nassen Verschönerungsversuch 1904 vor dem alten Amtshaus bis hin zu Arbeiten von Joos Röwers oder Bernhard Küppers seit den 1950er Jahren.
Ausgehend von der Neuaufstellung der Gambrinus-Figur an der Gladbecker Straße macht Krix einen Exkurs zu der ursprünglich für diesen Ort geplanten Mariensäule, die - auf Wunsch der damaligen Anwohner - zu Anfang des 20. Jahrhunderts dort errichtet werden sollte. Der Band zeigt den neugotischen Entwurf der Säule.
Moselwein in der Bierstadt Bottrop - ein Kapitel, mit dem der Autor an die Verbundenheit Bottrops zu den Weinorten Merl und Maikammer erinnert. Es folgt ein spannender Überblick über den nationalsozialistischen Ursprung der Weinfeste, die den einst armen Regionen neue Absatzmärkte für ihr flüssiges Gold erschließen sollten.
Dass auch Bottrop seinen „Historikerstreit“ hatte, wird deutlich im Kapitel über die Auseinandersetzungen zwischen dem einstigen „Papst“ der Lokalgeschichte, Aloys Dickmann, und Rudolf Schetter. Der ehemalige Stadtarchivar setzte sich in den 50er Jahren im Gegensatz zur bis dahin eher frei formulierten Geschichte für fundierte Auswertung vorhandener Quellen ein. Heute immer noch lesenswert.