Bottrop. Ratsherr Gerber und Kunsthistoriker Günter plädieren für Erhaltung der Bauten des Architekten und ehemaligen Stadtbaumeisters Bernhard Küppers.

Was geschieht künftig an zentralen und das Stadtleben prägenden Orten in Bottrop? Konkreter: Was geschieht mit Bauwerken, die der Architekt und langjährige Leiter des städtischen Hochbauamtes, Bernhard Küppers, geschaffen hat? Nach dem Beschluss, den Saalbau aufzugeben - was ja noch nicht dessen Abriss bedeuten muss - treibt nicht nur manche Bottroper diese Frage um - zumal es eine Antwort auf die Frage nach einer Ersatzlösung für den Raum, den die Stadt wahrscheinlich verlieren wird, bislang noch gar nicht gibt.

Museumskomplex im Stadtgarten

Aber auch die Zukunft des „jungen museums“ - ebenfalls ein Küppers-Bau“ von 1997 - ist im Zuge der geplanten Erweiterung des Kulturzentrums und damit verbunden der Umgestaltung des Areals ungewiss. Der Bau - der durchaus als „kleines Quadrat“ angesehen werden kann, könnte bald abgerissen werden. Damit wären in kurzer Zeit zwei Bauten des geschätzten Architekten und gepriesenen Schöpfer des weit über Bottrop hinaus bekannten „großen Quadrats“, des Museumskomplexes im Stadtgarten, verschwunden.

Umgang mit Geschichte

Nach einem Vorstoß 2012 gehen jetzt erneut Michael Gerber (Ratsgruppensprecher der DKP) und der umtriebige Kunst- und Kulturhistoriker Roland Günter - u.a. bekannt als der Retter der Denkmalsiedlung Eisenheim, aber auch Initiator oder Unterstützer zahlreicher Bürgerinitiativen und Vorkämpfer für den heute selbstverständlichen Erhalt der Industriekultur - für den Saalbau an die Öffentlichkeit.

Gerber und Günter schickten das zwei Seiten lange Plädoyer - das auch der WAZ vorliegt - gestern an die hiesigen Lokalpolitiker. Darin sprechen sich beide für den Erhalt des Saalbaus aus, der von 1978 bis 1981 an zentraler Stelle neben dem Rathaus entstand.

Mit Küppers hatte Bottrop einen der hervorragendsten Architekten des Landes, als Stadtbaumeister habe er mit einer Kette von exzellenten Entwürfen und Bauten der Stadt ein besonderes Profil gegeben, das es zu bewahren gelte und wert sei, es heraus zu stellen, heißt es in dem Brief. Auch vor dem Hintergrund der beschlossenen Erneuerung des alten Rathauses, dessen 100-jähriges Bestehen man in diesem Jahr feiert, betrachten Gerber wie Günter es als „grotesk, das Ensemble um das Rathaus auseinander zu nehmen“. Die Stadt habe ohnehin ein schwieriges kulturelles Image, das man nicht mit der Abrissbirne verbessern könne, sagt Günter. Bottrop sollte seine Werte erkennen und auch beim Saalbau die Innovation City-Strategie einer Sanierung im Bestand anwenden, so Günter.

Man kann die Fördermöglichkeiten beim Stadtumbau sowie bei Innovation City nutzen. Das sei bisher völlig versäumt worden, weil der Saalbau, entgegen den Tatsachen, systematisch schlecht geredet und gerechnet worden sei, sagt Gerber. Dabei ist er sich durchaus bewusst, mit einer kleinen Ratsgruppe diesen Kahlschlag bei den Küppers-Bauten nicht verhindern zu können. „Aber ich verstehe die Diskussion auch als Denkanstoß zum Umgang mit Architektur, Geschichte und Gestaltung in der Stadt.“

Schöne Räume - energetische Katastrophe: das „junge museum“

Das auch von Bernhard Küppers 1997 entworfene „junge museum“ wird von Ausstellungsmachern wegen seiner Lichtführung und des fließenden Raumkonzeptes geliebt - ist andererseits aber auch eine „energetische Katastophe und sehr leicht gebaut“, wie Mitarbeiter häufig betonen. Schwerer wiegt da sicherlich die Zukunft des Saalbaus, der trotz der beschlossenen Nutzungsaufgabe immer noch viele Befürworter in der Stadt besitzt.

„Architektonisch fände ich den Verlust des Baus sehr schade, der Ort hätte es verdient. Aber mir fällt auch keine neue Nutzung ein“, sagt der bekannte Bottroper Architekt Norbert Verführt. Auch das Ensemble des „jungen museums“ auf dem Kulturhof - sein Büro hatte auch für die geplante Erweiterung des Kulturzentrums Entwürfe geliefert - bezeichnet Verführt als „wirklich nett aber auch energietechnisch problematisch.“

Kunsthistoriker Roland Günter will jedenfalls einen Abriss nicht ohne Protest hinnehmen und mit Küppers’ Erben Kontakt aufnehmen. Der größte Teil des Nachlasses des Baumeisters liegt im Institut für Architektur der Universität Dortmund. Dessen Dekan Wolfgang Sonne plane auch eine Küppers-Ausstellung, so Roland Günter.