Bottrop. . Ehrenamt-Agentur will engagierte Bürger und Organisationen zusammenbringen. In der Datenbank stehen derzeit 266 Helfer und 113 freie Angebote

Eine Flaute beim Ehrenamt – nein, die kann Sandra Urban vom Büro der Ehrenamt-Agentur nicht feststellen. Im Gegenteil: „Die Nachfrage ist gestiegen.“

Seit eineinhalb Jahren arbeitet Sandra Urban in der Ehrenamt-Agentur Bottrop, die die Schnittstelle bildet zwischen Helfern auf der einen und Hilfesuchenden auf der anderen Seite und die beides zusammenbringt.

Gegründet wurde die Ehrenamt-Agentur 2011 vom Verein „Die Perspektive“, die in Bottrop psychisch kranke Menschen unterstützt, und dem Paritätischen. Beide hatten sich vorgenommen, die ehrenamtliche Arbeit besser zu organisieren. „Wir haben 266 Ehrenamtliche in unserer Datenbank“, berichtet Heike Urban heute stolz. Es sind viele jüngere Menschen darunter, erst um die 20 Jahre alt, die meisten aber sind bereits über 40, die ältesten sogar schon Mitte 70. Sie alle eint der Wunsch, ihre Zeit anderen zu schenken oder gezielt zu helfen.

Der Zustrom der Flüchtlinge seit dem letzten Sommer hat sich auch in der Ehrenamt-Agentur durch eine verstärkte Nachfrage nach Aufgaben niedergeschlagen. „Viele wollen Deutschkurse geben“, berichtet Sandra Urban auch von ehemaligen Lehrern, die sich bei ihr gemeldet hätten. Sandra Urban führt persönliche Gespräch mit allen, die engagieren wollen, notiert, wo sie sich einsetzen, was sie beruflich machen oder gemacht haben und auch wie ihre zeitlichen Möglichkeiten aussehen. Dann versucht sie, Organisationen und Helfer zusammenzubringen. Im Internet haben Interessierte auch die Möglichkeit, einen Fragebogen mit all ihren Angaben auszufüllen, inklusive ihrer zeitlichen Möglichkeiten.

Die Ehrenamt-Agentur arbeitet mit vielen Vereinen und Verbänden und mit Einrichtungen zusammen, angefangen von den Schulen und Kindergärten über Seniorenheime, Kleiderkammer, Tafel oder Malta – viele Organisationen kooperieren mit dem Büro.

29 Lesepaten sind im Einsatz

Das größte Projekt der Agentur sind seit jeher die Lesepaten, gefragt in den Grundschulen und Kitas, gern gesehen aber auch in den Seniorenzentren. „Wir haben zur Zeit 29 Lesepaten“, verrät Sandra Urban. Anfang März finden wieder Schulungen für neue Interessenten statt. Mehrmals im Jahr gibt es auch Projektwochen mit den Kitas, die nächste vom 21. bis 24. März, dann wird wieder gelesen und gebastelt. Die Lesepaten selber treffen sich regelmäßig am „Runden Tisch“, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Nach ihren Schulungen erhalten sie Zertifikate.

Auch für Flüchtlingshelfer hat die Ehrenamt-Agentur im letzten Jahr eine Schulung angeboten. Da ging es zum einen um Basiswissen, zum anderen um das Asylrecht. Auch die Flüchtlingshelfer wollen sich regelmäßig an einem „Runden Tisch“ zusammensetzen.

Viele engagieren sich in hohem Maße, sind jede Woche mehrere Stunden im Einsatz oder geben auch eigenes Geld. wie jene Flüchtlingshelferin, deren Familie letztes Jahr auf Weihnachtsgeschenke verzichtet hat, um stattdessen eine bedürftige Flüchtlingsfamilie zu unterstützen.

Demnächst wird die Ehrenamt-Agentur eine weitere Aufgabe bekommen. Sie soll nämlich Trägerin des Arbeitslosenzentrums werden, das in Bottrop neu eingerichtet werden soll.

Infos auf: www.ehrenamt-bottrop.de