Bottrop. Wie soll Bottrop künftig “funktionieren“? Viele Bürger haben sich darüber Gedanken gemacht. Die hat Innovation City jetzt zu einer Vision verdichtet.
800 gute Ideen dafür, wie Bottrop im Jahr 2030 aussehen sollte, sind im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Zukunftsstadt“ zusammen gekommnen. Klaus Müller und Dorothee Lauter vom Projektbüro Innovation City haben diese Ideen verdichtet zum Entwurf einer Vision. Der soll erst diskutiert werden und dann als Bewerbung für die zweite Wettbewerbsrunde nach Berlin geschickt werden.
Kirchhellen versorgt ganz Bottrop mit sauberem Strom
Manche Ideen liegen nahe und funktionieren durch optimistisches Hochrechnen. Kirchhellen ist rechnerisch schon heute energieautark und erzeugt soviel Strom, wie dort verbraucht wird. 2030, so die Vision, liefert Kirchhellen erneuerbare Energien für die ganze Stadt. Nicht, dass die noch besonders viel verbrauchen würde: 60 Prozent der Gebäude sind energetisch saniert; alle Haushalte haben entweder Wärmepumpen oder anderweitig Zugriff auf erneuerbare Energie.
Die Möglichkeiten, Solarzellen auf Dächern n zu installieren, sind zu 100 Prozent ausgereizt. Folge: Die Kohlendioxid-Emissionen sind im Vergleich zu 2010 um 50 Prozent gesunken, jeder Haushalt verbraucht 30 Prozent weniger Energie.
Die meisten Autos fahren mit Strom
Auch der Verkehr läuft ganz anders. Doppelt so viele Menschen wie heute, rund 25 Prozent, sind auf nutzerfreundlichen Radwegen unterwegs oder auf Rad-Schnellverbindungen zwischen den Stadtteilen und den Nachbarstädten.
Wer noch Auto fährt, dem ist ein Benzinmotor angemessen peinlich. 30 Prozent der Autos fahren schon mit Strom, bei den Neuzulassungen ist nur noch jeder zehnte Wagen ein „Stinker“. Lkw werden kaum noch unterwegs sein. Wo heute Post-Packstationen stehen, wird 2030 ausgeliefert an Quartiersstationen. Die Verteilung an die Stadtionen funktioniert über ein elektrisch angetriebenes Verteilsystem. 20 Prozent des Güterverkehrs läuft über das Wasser und Hafenanlagen. Der Nahverkehr verbindet die Stadtteile rund um die Uhr, Bürgerbusse sind kostenlos nutzbar.
Denkmäler erinnern an den Bergbau
Und wie lebt es sich im Bottrop des Jahrs 2030? Kirchhellen wird immer noch geprägt sein von Land- und Forstwirtschaft, im Süden wird die Erinnerung an den Bergbau wach gehalten durch Denkmäler und alte Industrieanlagen, in denen 2030 Kultur und Unterhaltung produziert werden. Die heute betonlastige Innenstadt ist von Grün durchzogen und bietet in einem wärmeren Klima Aufenthaltsqualität.
Der Handel hat gemerkt, dass sich nicht alles im Netz verkaufen lässt, und hat in die City investiert. Vielfältige Wohnformen sind in der Innenstadt ebenso im Angebot wie in den Stadtteilen, die sich, einer wie der andere, verstehen als wertvoller Teil der Gesamtstadt und, wo wir schon mal dabei sind, des ganzen runderneuerten Ruhrgebiets. Mehrere Generationen leben Tür an Tür. Wohnraum kann von den Bewohner je nach Bedarf und nach Alter verändert in Anspruch genommen werden. Wege, Plätze, öffentliche Orte sowie die meisten Wohnungen sind, natürlich, barrierefrei.
Zukunfthaus
Am Donnerstag diskutieren Bürger über die Vision
Die Stadt lädt Bürgerinnen und Bürger ein zur Meilensteinveranstaltung „Auf dem Weg zur Zukunftsstadt Bottrop 2030+“ am Donnerstag, 18. Februar, von 17.30 bis ca. 20.30 Uhr im Lichthof des Berufskollegs (An der Berufsschule 20). Bei dieser Veranstaltung soll der Entwurf vorgestellt und diskutiert werden. Zum anderen sollen in Arbeitsgruppen zu den Handlungsfeldern Wohnen, Arbeiten, Energie, Mobilität, Stadt, Aktivierung und Leben konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen entwickelt werden.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Zukunftsstadt Bottrop 2030+“ entwickelt die Stadt Bottrop gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaft und Politik sowie wissenschaftlichen Instituten und weiteren Fachexperten eine Zukunftsvision für die Stadt Bottrop mit der Perspektive 2030+. Dazu hat die Verwaltung auf den Wochenmärkten Ideen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger gesammelt. Auch Schülerinnen und Schülern haben sich mit Aufsätzen beteiligt.