Bottrop. . Doch wer macht den Anfang? Bottroper Händler überlegen noch, ob sie mehr Geld für die Tüten nehmen sollen. Supermärkte als Vorreiter.
Soll der Preis für Plastiktüten angehoben werden? Kann man damit ein umweltbewussteres Verhalten der Verbraucher fördern? Diese Fragen stellen sich derzeit viele Einzelhändler und Firmenketten in Bottrop, die ihren Kunden die Kunststoff-Tragetaschen anbieten.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) möchte in einem zweijährigen Projekt Firmen auf freiwilliger Basis davon überzeugen, die Plastiktüten zu verteuern. Ab dem 1. April sollen Kunden durch erhöhte Preise auf Papier- und Stoffbeutel umsteigen.
Projekt auf freiwilliger Basis
Wolfram Triebe ist Leiter des Rewe-Marktes an der Prosperstraße. „Wir haben Plastiktüten sowie Tragetaschen aus Papier im Sortiment. Kleinere Plastikbeutel, die es kostenlos gibt, finden sich nur noch in der Obst und Gemüseabteilung. Die Kunden sollen selbst entscheiden, was sie nehmen, auch wenn ich ein umweltbewusstes Verhalten befürworte.“ Damit sich etwas ändert, müsse sich die Einstellung der Kunden ändern. Eine Preiserhöhung auf 50 Cent würde wohl wirken, dennoch seien vorerst die großen Firmen gefragt, meint Triebe.
Europäische Union will den Jahresverbrauch senken
Grund der Forderung des Handelsverbands Deutschland ist die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die bis Ende 2025 eingehalten werden soll. Der durchschnittliche Jahresverbrauch von 71 Plastiktüten pro Person in Deutschland soll auf 40 Stück reduziert werden. Ein bewusster Umgang mit der Plastiktüte und eine Mehrfachverwendung sind die angestrebten Ziele.
Plastiktüten zersetzen sich in der Natur praktisch nicht und sind umweltschädlich.
Der Einzelhandelsverband Westfalen-West hebt hervor: „Wir haben mehrere Großunternehmen wie Edeka, Aldi und die Metro angeschrieben, ob sie sich an der Aktion beteiligen möchten. 60 Prozent von ihnen machen schon mit. Derzeit läuft das Projekt auf freiwilliger Basis; es soll jedoch als Grundlage für einen Gesetzesentwurf dienen. Die restlichen Mitgliedsfirmen werden demnächst benachrichtigt. Die großen Unternehmen müssen eine Vorreiterrolle einnehmen.“ Wenn einmal der Gedanke gefestigt sei, zögen automatisch die kleineren Einzelhändler nach.
Für Alessa Boachie, stellvertretende Leiterin der DM-Filiale an der Hochstraße, muss der Einkauf auf jeden Fall auch künftig transportiert werden können. „Wir hatten früher kleinere Plastik-Abreißbeutel an den Kassen. Die haben wir vor knapp einem Jahr abgeschafft. Wir wollen für Nachhaltigkeit einstehen, auch wenn die Kunden bisher geteilter Meinung über diese Veränderung sind. Auffällig ist jedoch, dass vor allem junge Bottroper inzwischen auf Jute- oder Papiertaschen umgestiegen sind.“
Peter Stadtmann, Inhaber der Alten Apotheke: „Wir haben uns an die Richtlinien des Arzneimittelgesetzes zu halten, die auch den Transport von Medikamenten betreffen. Für kleinere Einkäufe stellen wir weiterhin Tüten bereit, die nichts kosten. Wir sind verpflichtet dazu. Sie können mehrfach genutzt werden.“
Buchhandlungen und Modehäuser sind noch nicht einig, wie sie mit der Aufforderung des HDE umgehen – Überlegungen gebe es aber.