Bottrop. Geheimnisvolle Rose. Peter Ennemoser erzählt die lückenlose Historie des berühmten Fensters von Josef Albers in der Bottroper Kirche St. Michael.

Das theologische Geheimnis der „Rosa mystica“, der geheimnisvollen Rose, wird wohl nie ganz zu ergründen sein. Dieses Bild steht für die Gottesmutter Maria und stammt aus der so genannten „Lauretanischen Litanei“, einer Reihe von bildhaften Anrufungen der heiligen Maria, die in er katholischen Marienfrömmigkeit auch heute noch einen breiten Raum einnimmt.

Im Sommer 2012 wurde die Nachbildung des Albers-Fensters in St. Michael feierlich enthüllt.
Im Sommer 2012 wurde die Nachbildung des Albers-Fensters in St. Michael feierlich enthüllt. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Das Geheimnis um die Geschichte des gleichnamigen Glasfensters von Josef Albers in der Batenbrocker Kirche St. Michael konnte Gemeindemitglied Peter Ennemoser - der kürzlich eine Chronik der Kirche vorstellte - mit Hilfe des Stadtarchivs und des Londoner Kunsthistorikers Charles Darwent lösen.

Damals kaum beachtet

Darwent sandte sogar einen Brief des bekannten Bottroper Künstlers als Kopie an Ennemoser, der das alte Sütterlin-Dokument auch in die aktuelle gebräuchliche Schrift übertrug. „Denn schließlich sollen die Besucher der kleinen Ausstellung bei der Marienkapelle in der Kirche den Schriftwechsel von damals auch nachvollziehen können“, so Ennemoser. Dort zeichnet Ennemoser die Geschichte des 1942 im zweiten Weltkrieg durch eine Luftmine zerstörten Originalfensters nach, dessen Entwürfe Albers mitten im ersten Weltkrieg schuf.

Architekt Josef Franke entwarf das Gotteshaus

Auftraggeber des Fensters sei der damalige Pfarrrektor Bernhard Hugenroth gewesen, der sei 1913 in St. Michael wirkte und später - ab 1922 - auch erster Pfarrer der dort wurde, so Ennemoser. Er sorgte maßgeblich für die Ausstattung des vom Architekten Josef Franke entworfenen Gotteshauses, der später auch für den Entwurf des Neubaus der Mutterkirche Herz Jesu verantwortlich zeichnete.

„Die ersten Entwürfe von Albers müssen Hugenroth spätestens 1917 vorgelegen haben“, so Ennemoser. Denn im Januar 1918 korrespondiert Albers bereits mit Gottfried Heinersdorff von den Berliner Werkstätten Puhl und Wagner über die Umsetzung. Auch Hugenroth schreibt Briefe. Unter anderem bittet er den Rechnungspreis von 1400 Reichsmark auf 1000 Mark herabzusetzen, da er einen Spender für die Summe hatte, der jedoch nur das ganze Fenster stiften wollte. „Dass Hugenroth selbst die restlichen 400 Reichsmark bezahlte, kam erst später heraus“, sagt Peter Ennemoser".

"Vorgestern ist das Fenster glücklich eingesetzt worden"

Im Brief, den Charles Darwent nun entdeckte, schreibt Albers am 20. Juli 1918 an die Berliner Werkstatt: „Vorgestern ist das Fenster glücklich eingesetzt worden. Es wirkt farblich sehr stark. Der Rektor ist sehr erbaut davon.“ Die damalige Bottroper Presse nahm von der Arbeit übrigens keine Notiz.