Bottrop. . Stadtarchiv plant Ausstellung zum 100. Rathausgeburtstag. Pläne sind verschwunden. Ab 1914 wurde der Neubau am Gelände alten Amtshaus errichtet.

Das Stadtarchiv wird den 100. Geburtstag des Rathauses am Ernst-Wilczok-Platz im Sommer mit einer großen Ausstellung feiern. Die beiden zentralen Themen behandeln die gelungene Architektur und die Vorgeschichte des 1916 eröffneten Baus. Weiterhin verschwunden bleiben allerdings die Pläne, die dem Neubau zu Grunde lagen.

Stadtarchivarin Heike Biskup hatte einige Hoffnungen auf das Landesstaatsarchiv in Münster gesetzt. Die dortigen Archivare hatten berichtet, in ihren Regalen habe sich auch eine Akte zum Rathausbau in Bottrop von 1914 bis 1916 befunden. Doch die Recherche vor Ort verlief enttäuschend: Neben etlichen Schriftwechseln zwischen Stadt und Genehmigungsbehörde wurde die Akte geschlossen mit dem Hinweis: Baupläne sind nach Bottrop zurück geschickt worden. Biskup: „Aber hier sind sie nirgendwo mehr zu finden.“

Ausbaupläne

Dafür findet sich im WAZ-Archiv eine umfängliche Würdigung des Baus und ein Bericht über die Vorgeschichte. Der damalige Stadtbaurat Hans-Joachim Hasselbeck hatte 1957 unter dem Titel „Die Idee des Behördenviertels“ Pläne für einen Rathausausbau vorgelegt, die aber so nie umgesetzt worden sind. Bei dieser Gelegenheit würdigte er das Gebäude: „Bottrop kann sich glücklich schätzen, als Gemeinde, die in einer Zeit unsicherer künstlerischer Baugestaltung vom Dorf zur Stadt emporwuchs, ein Rathaus gebaut zu haben, das wegen seiner würdigen Haltung und guten baukünstlerischen Gestaltung Anerkennung gefunden hat.“

Zwei Bauplätze standen 1912 zur Auswahl, als die Gemeinderäte den Neubau des Rathauses debattierten: der Trappenkamp, heute Busbahnhof, und das Gelände nördlich der Gladbecker Straße. Dort stand fast allein auf weiter Flur das alte Amtshaus mit Anbau sowie das Haus des Ortspolizisten mit zwei Arrestzellen zur Ausnüchterung von Zechern, die es übertrieben hatten.

Bei einer Kampfabstimmung setze der damalige Amtmann Hermann Böckenhoff „vorwiegend aus Sparsamkeitsgründen“ (Hasselbeck) den Bau an der heutigen Stelle durch. Das alte Amtshaus wurde 1913 abgerissen, der Anbau bildet heute den alten Flügel des Rathauses zur Kirchhellener Straße.

Den Gestaltungswettbewerb gewann der Essener Architekt Ludwig Becker, der auch in Dellwig die Friedenskirche gebaut hat. Seine Kostenkalkulation kam auf 880 000 Mark. Wie das schon damals so war mit Kostenvoranschlägen: Am Ende wurden es 1,5 Millionen Mark. Das Gebäude wurde 1916 fertig gestellt, der Innenausbau mit Sitzungssal folgte im Jahr 1919.