Bottrop. . Das Käthe Braus- Heim richtet eine Holzwerkstatt für Männer mit Demenz ein. Auch wenn sie vieles vergessen haben, das handwerkliche Geschick bleibt.

Drei ältere Männer haben Platz genommen an dem Tisch in einer Ecke des Flurs. Vor sich haben sie Holzstäbe und Holzkugeln liegen. Ein angefangener Korb aus Peddigrohr wartet auf seine Vollendung. Einmal in der Woche treffen sich die Männer hier in der mobilen Holzwerkstatt des Seniorenzentrums Käthe Braus. Die ist quasi Vorzeigemodell für das neue Jahresspendenprojekt, das die Diakonie jetzt für ihre stationären Senioreneinrichtungen im Kirchenkreis ins Leben ruft.

„Holzwerkstatt für Männer mit Demenz“ heißt das Projekt, mit dem man den männlichen Heimbewohnern eine Beschäftigung anbieten möchte, an die sie sich von früher her noch erinnern. Denn die Zeit, da Frauen in den Seniorenheimen weitestgehend unter sich waren, ist längst vorbei. Inzwischen kommt die Nachkriegsgeneration in die Jahre, bei der der Anteil der Männer naturgemäß höher ist als bei der Generation davor. Die Angebote in den Heimen aber sind immer noch eher an den Interessen und an der Geschichte von Frauen ausgerichtet.

„Für unsere männlichen Bewohner suchen wir nach Angeboten, die gut zu ihrer handwerklichen Biografie passen“, sagt Peter Gauchel, Regionalleiter der Bottroper Seniorenhilfe. Denn viele der neuen Bewohner der Seniorenheims waren früher im Bergbau beschäftigt. Waren früher nur fünf bis sieben Prozent der Altenheim-Bewohner Männer, so seien das heute rund 15 Prozent, schätzt Gauchel. Insgesamt 82 Bewohner hat das Seniorenzentrum Käthe Braus.

In der Werkgruppe finden sich Männer mit und ohne demenzielle Veränderung. „Hier werkeln die Männer zusammen und halten sich gegenseitig im ‘Hier und Jetzt’. Das Bearbeiten des Werkstoffes sorgt für Bestätigung und lässt Gemeinschaft und Kommunikation entstehen“, freut sich Vera Große-Wilde, Fachkraft für Eurythmie und Begleitung im Seniorenzentrum. Die Arbeit mit Holz sei besonders geeignet, weil Holz ein warmes und weiches Material sei, das man sägen, raspeln, schleifen oder schnitzen könne. „Die konkrete Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Holz weckt Erinnerungen und stellt Verknüpfungen zu Fertigkeiten aus der eigenen Vergangenheit wieder her“, erklärt Vera Große-Wilde.

„Manche Männer haben ihren Namen vergessen, aber wenn sie ein Stück Holz und eine Feile in der Hand haben, wissen sie genau, was zu tun ist“, erklärt sie. Nichts anderes sei das in der Küche, wenn man einer älteren Frau Kartoffel und Schälmesser in die Hand drücke. „Die Hände wissen genau, was sie machen müssen“, betont auch Peter Gauchel.

Die Werkgruppe soll aber nicht nur im Verborgenen werkeln. Sie arbeitet an der Deko für die Zimmer der Bewohner. Sogar an eine Ausstellung wird schon gedacht und an einen Basar. Denn die Männer freuen sich sehr, wenn ihre Werkstücke bewundert und ihre Fähigkeiten anerkannt werden.

Jahresspendenprojekt

Die Werkgruppe wurde durch eine Spende für Werkbank und Werkzeug Realität. Denn diese Anschaffungen sind in den Pflegesätzen nicht vorgesehen. Deshalb gibt es nun das Jahresspendenprojekt „Werkraum“. Auch handwerklich begabte Männer werden als Helfer gesucht.