Bottrop. Der Projektkurs Geschichte der Willy-Brandt-Gesamtschule bereitet mit der Stadt das kleine Gräberfeld für den Holocaustgedenktag vor. Am 27. Januar wird dort eine Tafel zur Geschichte des Ortes enthüllt

Grabpflege gehört sicherlich nicht zu den bevorzugten Beschäftigungen von 17 oder 18-Jährigen. Bei der Geschichtsklasse der Jahrgangsstufe 12 der Willy-Brandt-Gesamtschule liegen die Dinge etwas anders. Die Schülerinnen und Schüler nahmen unterstützt von ihren Lehrern Josef Ademmer und Thomas Wanschura jetzt auf dem alten jüdischen Friedhof Besen und Schüppe in die Hand. Sie befreien die Gräber in dem unregelmäßigen Geviert von altem Laub, Ästen und manchem Unrat, der sich dort in den letzten Monaten angesammelt hat.

14 Gräber und Gedenkinschriften

Sie wollen, dass der denkmalgeschützte kleine Friedhof in der nächsten Woche gut aussieht. Denn am Holocaustgedenktag, dem 27. Januar, wird Oberbürgermeister Bernd Tischler zusammen mit Judith Neuwald-Tasbach, der Vorsitzenden der hiesigen jüdischen Gemeinde, eine Tafel enthüllen, die kurz die Geschichte des Friedhofs, seiner 14 Gräber und der neun Gedenkinschriften erläutert.

Dann werden auch die Willy-Brandt-Schüler wieder dabei sein. Denn sie gehören alle zum freiwilligen Projektkurs, der sich mit jüngerer Geschichte auseinandersetzt. „Es sind alles Schüler, die Spaß an der Materie haben, vielleicht sogar später einmal Geschichte studieren wollen“, sagt Thomas Wanschura. Besuche im Stadtarchiv gehören regelmäßig dazu. Vor allem das Zeitungsarchiv gebe oft Aufschluss über Zeitgeschichtliches jenseits großer Abhandlungen oder der Geschichtsbücher.

Mit seinem Kollegen Josef Ademmer überlegt er, das zeitgeschichtliche Projekt, dass bisher schwerpunktmäßig den ersten Weltkrieg und dessen Folgen behandelt, vielleicht um die Zeit des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkriegs zu erweitern. „Wir haben eine Partnerschule im belgischen Ypern, vielleicht sollten wir schauen, ob so etwas nicht auch mit Polen möglich wäre“, so der Geschichtslehrer.

Unterdessen fahren die Schüler mit der Friedhofspflege fort. Die meisten von ihnen kannten den kleinen jüdischen Friedhof, auch wenn sie sich jetzt erstmals konkreter mit dessen Geschichte auseinander setzen. Am Ort selbst, der am äußeren Ende des Westfriedhofs liegt, sind sie wie alle Besucher dem eisigen Winterwind ausgesetzt.

Ohne die alte Mauer, die wegen Baufälligkeit abgetragen wurde, wirkt das kleine Gräberfeld ungeschützt. Der Zaun sei erst einmal ein Provisorium, sagt Stadtarchivarin Heike Biskup. Stadt und jüdische Gemeinde verhandelten seit einiger über eine neue Einfriedungslösung des normalerweise abgesperrten Friedhofs.

Allerdings habe es seit der Zaunlösung keinen Vandalismus mehr gegeben, sagt Christian Scheffler vom zuständigen Fachbereich Grün und Umwelt. Der hatte kurz vor Frosteinbruch die alten Grabsteine des 1898 angelegten Friedhofs gesäubert und kümmert sich auch sonst um den einen würdigen Zustand der alten Gräber.

Am Holocaustgedenktag, 27. Januar, enthüllen Oberbürgermeister Bernd Tischler und Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen - Bottrop - Gladbach, um 14 Uhr eine Tafel, auf der die Geschichte des alten jüdischen Friedhofs erläutert wird. Der jüdische Friedhof liegt am Ende des Westfriedhofs, Zufahrt: Westring 45.