Bottrop. . Kath. Kirche verkauft das Gebäude am Berliner Platz. Stadt mietet Teile als Unterkunft für Asylsuchende an. Neuer Besitzer plant später Altenwohnungen.

Das Katholische Stadthaus wechselt den Besitzer. Zwar sind die Verträge noch nicht unterzeichnet, doch die Parteien sind sich einig. Das Essener Unternehmen Immo Raising übernimmt die Immobilie am Berliner Platz, als Mieter steigen übergangsweise die Pfarrei St. Cyriakus und die Stadt Bottrop ein. Sie will das Haus nutzen, um dort Flüchtlinge unterzubringen.

Rund 150 Menschen könnten hier zunächst eine Heimat finden, erklärte Sozialdezernent Willi Loeven. Die endgültige Zahl hänge von den Auflagen des Brandschutzes ab. In jedem Fall sei man weit entfernt von den 600 Personen, die ein anderer Investor zuvor an dieser Stelle unterbringen wollte. Das Geschäft war daraufhin geplatzt. Die jetzige Anzahl hält Loeven für nachbarschaftsverträglich. Bei den Überlegungen habe auch die Nähe zum gegenüberliegenden Sozialamt eine Rolle gespielt.

Bis April will der neue Besitzer im Gebäudeteil gegenüber dem Hotel die nötigen Umbauten in die Wege leiten. In den Etagen zwei bis fünf sollen Appartement-ähnliche Unterkünfte entstehen. Die Bewohner können sich in Gemeinschaftsküchen selbst verpflegen. Eine Unterbringungsart, die gegenüber den Massenunterkünften wie Saalbau oder Spielraum von der Stadt bevorzugt wird. Der Verwaltung schwebt vor, hier auch Kinderbetreuung oder Sprachkurse anzubieten. Leistungen, die in anderen Unterkünften wegen des Platzmangels häufig schwer umsetzbar sind.

Im dem Gebäudeteil zum Berliner Platz will die Stadt Büros als Ausweichfläche für den Rathaus-Umbau einrichten. Man habe einen Vertrag über fünf Jahre abgeschlossen mit einer Option auf Verlängerung, sagt Loeven. Schon nächste Woche soll die Bezirksvertretung Mitte darüber beraten, im Februar muss der Sozialausschuss endgültig entscheiden.

Bis zu 70 Wohnungen für Senioren

Mittelfristig will der Investor das Gebäude umbauen, es sollen Altenwohnungen entstehen. Die schon jetzt existierenden Wohnungen im hinteren Teil des Gebäudes bleiben erhalten, für die Mieter ändere sich nichts, betonen die Vertreter der Pfarrei ebenso wie die Immo-Raising-Geschäftsführer Jochem Wihler und Ralf Kruse. Aktuell gibt es in dem Haus 33 Wohnungen, am Ende können es bis zu 70 werden. Im Erdgeschoss sind Flächen für passendes Gewerbe vorgesehen. Dort könnten etwa ein Sanitätshaus, ein Pflegedienst oder auch Ärzte einziehen.

Einen genauen Zeitplan haben die Investoren noch nicht. Denkbar sei, Arbeiten etwa an der Fassade schon während der Zwischennutzung durchzuführen. Das Äußere des Hauses wollen die neuen Besitzer an die Umgebung mit dem Kaufland-Gebäude und der Post „anpassen“. Das bedeutet wohl auch, dass die markante grüne Verkleidung verschwindet. Laut Kruse investiert das Unternehmen mehrere Millionen Euro und plant, das Haus langfristig zu halten.

Die Gemeinde als „Bindeglied“ 

Propst Paul Neumann sprach von einem „wirklich guten Tag“, nachdem die Kirche über zehn Jahre lang versucht habe, das Gebäude zu vermarkten. Die Pfarrei wird zunächst weiterhin die Seniorenbegegnungsstätte nutzen. Damit werde sie „Bindeglied“ zwischen bisherigen und zukünftigen Bewohnern. Die Verwaltung und das Pfarrbüro ziehen jedoch um ins bisherige Pfarrhaus von Herz Jesu an der Prosperstraße.

Mit verschiedenen Gruppen der Gemeinde werde man nun über alternative Räumlichkeiten sprechen, kündigten Neumann und Theo Kusenberg der stellvertretenden Vorsitzende des Kirchenvorstands an – etwa über die Frage, wo künftig Jugendarbeit stattfinde. Für größere Veranstaltungen gebe es bisher in der Innenstadt zudem noch die Gemeindezentren in Herz Jesu und St. Elisabeth.

Damit ist die katholische Kirche ihrem Ziel eines neuen Gemeindezentrums am Kirchplatz in der Innenstadt ein gutes Stück näher gekommen. War doch der Verkauf des Stadthauses eine der Bedingungen, die erfüllt sein mussten. Dass es nun so schnell ging, überraschte auch Neumann. Im November vergangenen Jahres hätten die ersten Gespräche stattgefunden, sagt er. Das Generalvikariat des Bistums habe auch schon Einverständnis gezeigt.