Bottrop. . Christel Kostka berichtet von ihren Erfahrungen als Sterbebegleiterin. Ab Februar bietet die ambulante Hospizgruppe Bottrop einen neuen Befähigungskurs für engagierte Ehrenamtliche an

Als das Berufsleben für Christel Kostka endete, suchte sie eine neue Aufgabe für sich. Sie fand sie in der ambulanten Hospizgruppe als Sterbebegleiterin. Ein Ehrenamt, bei dem man anderen viel geben kann – und das viel zurück gibt. „Die Menschen haben das Vertrauen, mit mir über persönlichste Dinge zu reden. Das kann man nur als Geschenk annehmen.“ Die 66-Jährige kann andere nur dazu ermutigen, den neuen Befähigungskurs für Sterbebegleiter zu besuchen, den die Hospizgruppe ab Mitte Februar anbietet, und dieses besondere Ehrenamt auszuüben. Auch, weil es einen Einfluss auf den Umgang mit dem eigenen Leben hat.

„Die Grundhaltung zum eigenen Leben verändert sich für viele, die in der Sterbebegleitung sind“, weiß Mechthild Hemming, Koordinatorin der Hospizgruppe. Derzeit gibt es 30 Ehrenamtliche, vor allem Frauen, die Schwerstkranke und Sterbende sowie deren Angehörige begleiten. In stationären Einrichtungen und vermehrt zu Hause. Sie alle wurden nicht nur auf ihren Einsatz vorbereitet. Sie haben auch bei regelmäßigen Supervisionstreffen die Gelegenheit, sich auszusprechen, zu reflektieren, Fragen zu klären. „Bei Bedarf habe ich jederzeit einen Ansprechpartner“, berichtet Christel Kostka. Niemand wird mit diesem Ehrenamt allein gelassen.

Dafür gebraucht werden Menschen, „die in der Lage sind, in der letzten Lebensphase da zu sein“, sagt Mechthild Hemming. Die gut zuhören und auf Menschen zugehen können. Die offen und tolerant sind. Die die Menschen als Individuen und die Situationen vor Ort so nehmen, wie sie sind. „Es gilt einen Weg zu finden, da mitzugehen – mit aller Distanz, die es dazu bedarf.“

Christel Kostka, seit 2009 in der Hospizgruppe im Einsatz, schildert ihre Erfahrungen: „Ich glaube, dass es dem Menschen, auch gerade wenn Familie da ist, guttut, wenn jemand völlig Fremdes kommt und die Dinge anders betrachten kann. Wenn er mir noch einmal etwas erzählen kann, was die Familie längst kennt.“ Oder sie belasten würde. Für die Angehörigen wiederum bedeute das eine Entlastung und die Chance, eine Stunde vielleicht auch einmal für sich selbst zu nutzen.

Wenn Christel Kostka in eine Sterbebegleitung geht, dann hört sie erst einmal zu, lässt sich ganz darauf ein, was die andere Seite äußert, versucht mitzugehen und eventuell Wünsche zu erfüllen. „Ich habe es erlebt, dass jemand zur Begrüßung immer gemeinsam ein Lied aus dem Gesangbuch singen wollte.“ Eine Dame habe sich gewünscht, zum Markt zu fahren. Eine andere wollte, das jemand einfach mal so tut, als wäre die Krankheit gar nicht da. Gemeinsam schweigen, in den letzten Stunden einfach da sein, auch das ist gefordert. Angst sei oftmals spürbar davor, allein zu sein im Moment des Todes. „Indem man anbietet, dass jemand zu diesem Zeitpunkt da ist, nimmt man eine große Last fort“, sagt Christel Kostka.

Manchmal seien es vor allem die Angehörigen, die das Gespräch mit ihr suchten, ihre Nöte und Unsicherheiten schilderten. „Wenn Angehörige gestärkt sind, können sie die Begleitung besser tragen“, weiß Mechthild Hemming. Ihnen hilft die Hospizgruppe auch mit der Information über weitere Unterstützungsmöglichkeiten weiter. „Es gibt ja das Palliativnetz Bottrop“, erläutert Hemming. Dazu gehören zum Beispiel Palliativmediziner und spezialisierte Pflegedienste.

Unverbindlicher Info-Abend

Ein unverbindlicher Info-Abend zum neuen Befähigungskurs findet am Montag, 18. Januar, 18 Uhr, bei der Hospizgruppe an der Neustraße 2 statt. Die kostenlose Schulung, die ab Mitte Februar von Mechthild Hemming mit einer Kollegin aus Bochum über ein Jahr geleitet wird, besteht aus einem Grund- und einem Vertiefungskurs. Angeboten wird auch ein Praktikum etwa in einer stationären Einrichtung oder bei einem Pflegedienst.

Thematisch geht es u.a. darum, wie man mit Schwerstkranken und Sterbenden in Kontakt treten kann, gerade auch dann, wenn ein Gespräch nicht mehr möglich ist. Darüber hinaus schauen die Teilnehmer in der Vorbereitung auf ihren Einsatz auch auf ihre eigene Person.

Da Männer – wie in vielen sozialen Bereichen – in der Hospizgruppe unterrepräsentiert sind, freut sich Mechthild Hemming vor allem, wenn sich interessierte Herren melden. „Die Männer, die schon mitmachen, bereichern unsere Gruppe“, sagt die Koordinatorin. Und für manche Begleitung bedarf es einfach eines Mannes.

Alle Interessierten – ob nun männlich oder weiblich – sollten unter 70 Jahre alt sein. Und ein gewisses Maß an Kontinuität gewährleisten können. „Es ist ein Ehrenamt, aber es ist eben auch ein Amt. Verlässlichkeit ist hier wichtig“, sagt Mechthild Hemming.