Bottrop. Im Vergleich zum Vorjahr verlängerte sich die Einsatzreaktionszeit im Schnitt um zehn Sekunden. Im Vergleich zu 2011 sogar um bis zu eine Minute.
Die Polizei ist bei ihren Einsätzen in Bottrop je nach Art des Notrufes im Schnitt zwischen acht und zwölf Sekunden später am Einsatzort als im Vorjahr. Das berichtet Landesinnenminister Ralf Jäger in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des FDP-Vizefraktionschefs im Landtag, Ralf Witzel. Im Vergleich zu den Zeiten aus dem Jahr 2011 dauern die Anfahrten bis zu eine Minute länger.
Bei einem Notruf über die 110 dauert es in diesem Jahr im Schnitt 15 Minuten und vier Sekunden, bis der Streifenwagen eintrifft. Wird ein Täter noch vor Ort vermutet, ist die Polizei in vier Minuten und 43 Sekunden da, bei einem Unfall mit Verletzten im Schnitt in sieben Minuten und 48 Sekunden.
Schlussfolgerungen aus diesen Daten fallen unterschiedlich aus. Für Ralf Witzel sind die längeren Alarm-Anfahrtszeiten Ergebnis einer „Arbeitsverdichtung bei der Polizei in einer Gesellschaft, die leider nicht friedlicher wird“. Außerdem mache sich hier bemerkbar, dass es bei der Polizei „einen wachsenden Anteil von Beamten mit eingeschränkter Verwendungsfähigkeit“ gebe, die für den Wach- und Wechseldienst im Streifenwagen nicht mehr zur Verfügung stünden. Witzel: „Ich mache keinem Beamten den Vorwurf, er reagiere nicht schnell genug. Aber wenn die Beamten im Schnitt zehn Sekunden später eintreffen als vor einem Jahr, kann das den Unterschied machen, ob etwa ein Gewaltdelikt eskaliert oder nicht.“ Auch die Absage des für den Herbst geplanten Blitzmarathons sei ein Anzeichen für Überlastung bei der Polizei.
Verkehr bremst
Das lasse sich aus der Statistik allein nicht ablesen, meint dazu Innenminister Ralf Jäger. „Eine Reduzierung allein auf die Einsatzreaktionszeiten würde eine unzulässige Verengung der Ziele und Erfolge polizeilicher Arbeit darstellen.“ Er kündigt an, das Land werde sich im Frühjahr am nächsten europaweiten Blitzmarathon beteiligen.
Für Inge Such, Leiterin der Pressestelle im Polizeipräsidium, spielt bei der Analyse weniger die Verfügbarkeit von Personal eine Rolle als die Verkehrslage. „Wie andere Autofahrer auch werden wir eingebremst durch innerstädtische Staus und Baustellen. Auch die Feuerwehr beklagt ja mit Recht, dass die Autofahrer im Stau nicht schnell genug Rettungsgassen frei machen.“ Sie verweist auch darauf, dass die Polizei zum Beispiel bei Unfällen nach der Statistik in der Regel schneller am Einsatzort sei als die Feuerwehr.