Im Schießkino im Keller der Polizeiwache an der Gladbecker Straße trainierendie Beamten an der Dienstwaffe für den Ernstfall

Zum Glück für alle Beteiligten kommt es selten vor, dass Polizisten zur Waffe greifen müssen. Noch seltener müssen sie im Einsatz tatsächlich abdrücken. Weil die Beamten aber gerade auf solche Situationen so gut wie nur irgend möglich trotzdem vorbereitet sein müssen, trainieren sie den Schusswaffengebrauch regelmäßig - im so genannten „Schießkino“ im Keller der Wache an der Gladbecker Straße.

Simulationen

Was genau dort passiert, ist aus nachvollziehbaren Gründen streng geheim. Die Polizei kann kein Interesse daran haben, Tätern Anschauungsunterricht in Polizeitaktik zu geben. Deshalb werden in dieser Geschichte auch keine Gesichter gezeigt oder Namen genannt außer dem von Wachleiter Klaus Berkenbusch. Der führt durch die Anlage im Keller der Wache und erzählt, was über das Schießtraining gesagt werden darf.

Zum Beispiel eine von vielen Ausgangslagen der Simulation: Polizeibeamte sind alarmiert zu einer unklaren Lage in einem Gebäudekomplex in einem Gewerbegebiet mit der Warnung „Täter am Werk, Eigensicherung beachten!“. Die Beamtin hat den Auftrag, die Lagerhalle zu durchsuchen. Im Schießkino unter der Wache wird die Situation in einer Filmsequenz eingespielt, die die Polizistin vor Entscheidungen stellt, die blitzschnell getroffen werden müssen: Schießen oder nicht schießen? Wenn ja, wohin? Und was tun, wenn die Waffe Ladehemmung hat? Solche Simulationen stellen die Trainer im Schießkino in immer neuen Filmkombinationen zusammen. Berkenbusch: „Es gibt alle möglichen Ausgangslagen. In jeder heißt die Frage: Was macht der mutmaßliche Täter? Greift er an oder nicht? Die Kollegen trainieren hier, schnell und richtig zu entscheiden - und zu treffen.“

Geschossen wird mit scharfer Munition des Kalibers 9 Millimeter. Die Beamten schießen mit ihren Dienstwaffen, der Selbstladepistole Walther P 99. Seit dem Terroranschlag von Paris am 13. November trainieren sie auf Geheiß von Landesinnenminister Ralf Jäger auch verstärkt mit der Maschinenpistole MP 5 von Heckler & Koch. Die Waffe kann technisch gesehen 800 Schuss pro Minute abfeuern, tatsächlich haben die Magazine aber kein so großes Fassungsvermögen.

Die Rückwand des Schießstandes dient gleichermaßen als Kugelfang und als Projektionsfläche für die Simulationen. Technisch gesehen können die Beamten aus bis zu 25 Metern Entfernung schießen, aber dann wird es im Wortsinn eng: Hinten im Raum bleibt wenig Platz neben der Computeranlage, von der aus die Trainer die Simulationen steuern. Eine so weite Schussdistanz entspricht auch nicht der Realität im Einsatz, sagt Berkenbusch: „Die weiteste Schussentfernung, die wir hier trainieren, beträgt 20 Meter.“

Zwischen Projektor und Ziel-Wand stehen im Raum verteilt gelochte Stellwände. „Wir trainieren auch das Schießen aus der Deckung“, sagt Berkenbusch. Und die Löcher? Schaffen freie Bahn für die Lüftungsanlage. Beim Schießen in einem geschlossenen Raum stehen die Beamten nämlich in einer Glocke aus Schmauch. Berkenbusch: „Damit die Kollegen nicht zuviel davon einatmen, muss der Luftstrom hier drin so schnell und so stark sein, dass er alle Schadstoffe mitnimmt.“