„Schön, dass ich hier bin.“ Christine Westermann glaubt man diesen Satz sofort. Natürlich weiß die erfahrene Journalistin, Moderatorin und Gastgeberin der Kultshow „Zimmer frei!“, wie sie die Gäste auf ihre Seite zieht. Erst mal die Region loben. Essen, Duisburg, Bottrop sowieso. Und klar: Untertage war sie auch schon. Auf „Ewald“ - wo liegt das noch mal? Nicht in Bottrop, der Stadt von Helmut Gote und August Everding. „Herten!“ Das Publikum in der voll besetzten Alten Börse geht mit.
Mit Westermann haben Lebendige Bibliothek und die Unternehmergruppe „Konjungtur“ offensichtlich auf die Richtige gesetzt. Unprätentiös erzählt sie von sich, den Tücken des Alters (gerade wurde sie 67) und dem Fernsehen: „Da sieht man immer unvorteilhaft aus, auch wenn sich 20 Maskenbildner stundenlang Mühe geben.“ Dafür, dass sie angeblich keinen Smalltalk kann, plaudert sie lässig, aber nie von oben herab. Die Stärke der früheren Frontfrau der guten alten „Drehscheibe“, der „Aktuellen Stunde“, bei der sie Neues aus der Region in die Wohnzimmer trug, ist die geradezu ungeschminkte Natürlichkeit, mit der sie auch jetzt auf ihr Publikum zugeht.
Ach ja, sie wollte ja nicht abschweifen, sondern lesen - aus ihrem neuen Buch „Da geht noch was“. Was sie erzählt, könnte auch dort stehen. Manchmal verschwimmen Buch und Plauderei. Die eigene - heute würde man sagen - Patchwork-Familie, in der sie aufwuchs. Direkt nach dem Abi zur Journalistenschule in München, die Uni schenkt sie sich. Mit Anfang 20 in die „Drehscheibe“. Das klingt freimütig, frisch von der Leber weg. Nein, nicht alles klappte bei ihr mit links.
Die Karrierefrau erzählt von Niederlagen, Unsicherheit, Schweigen im Kloster - und davon, was sie aus über 60 Lebensjahren für sich mitnimmt: Nicht denken, was andere über dich denken könnten Nicht warten, sondern jetzt leben und anderen unvoreingenommen begegnen. Das mache vieles einfacher.
Nein, ihr Buch solle kein Rezept fürs Leben sein. Aber helfen könnte es. Die Besucher hören dankbar zu. Das Buch verkauft sich. „Ich signiere auch auf Unterarmen oder Oberhemden!“ Sie bleibt nah dran. Typisch Westermann.