Industrie, Handel und Handwerk begrüßen den Gladbecker Beschluss, der den Weg zur Autobahn ebnet. Oberbürgermeister spricht von einem entscheidenden Schritt.

„Es war ein schwieriges Thema mit vielen Diskussionen, das nun einen entscheidenden Schritt voran gekommen ist“, kommentiert Oberbürgermeister Bernd Tischler den Beschluss des Gladbecker Rates, der am Donnerstagabend dem Ausbau der A 52 auf seinem Stadtgebiet zustimmte (die WAZ berichtete). „Wenn zu Recht immer wieder beklagt wird, dass bedeutende Investitionen in die Infrastruktur häufig am Ruhrgebiet vorbei gehen, dann ist der Ausbau der B 224 zur Autobahn 52 ein schönes Gegenbeispiel, von dem Bottrop und eine Region weit darüber hinaus profitieren wird.“

Mit Erleichterung reagiert die Industrie- und Handelskammer auf den Beschluss. „Die A 52 ist wieder auf Kurs“, meint IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing. Er spricht von einem klaren Signal, die Planungen jetzt mit Nachdruck fortzuführen. Die Emscher-Lippe-Region und das angrenzende Münsterland würden als Wirtschaftsstandort aufgewertet.

Dialogkultur

Der Bottroper CDU-Bundestagsabgeordnete Sven Volmering hatte die hiesige Debatte über die A 52 in Berlin während der Sitzungswoche des Deutschen Bundestags intensiv verfolgt. „Wie sagt das bekannte deutsche Sprichwort so schön: Was lange währt, wird endlich gut“, meinte der Abgeordnete. Die Union habe sich seit Jahren mit Kraft für den Ausbau der eingesetzt. Mit seiner Zustimmung habe der Rat der Stadt Gladbeck nun einen „Elfmeter sicher verwandelt“.

Es sei wichtig gewesen, alle Standpunkte zu hören und abzuwägen. „Dialogkultur muss aber auf einer sachlichen Ebene stattfinden. Beleidigende Äußerungen und deplatzierte historische Vergleiche haben damit nichts zu tun und sind erschreckend entlarvend für die Personen, die diese äußern. Wer für die A 52 ist, ist genauso wenig ein Verräter wie ein Gegner es ist. Die nun folgenden weiteren Schritte haben auch nichts mit Anarchie oder Monarchie zu tun, sondern mit unserem demokratischen Rechtsstaat.“

Das Handwerk reagiert mit Erleichterung auf die überarbeiteten Planungen, die jetzt verfolgt werden. Kammer-Präsident Hans Hund: „Wir erwarten sowohl vom Ausbau zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord und der A2 als auch beim Streckenabschnitt zwischen der A 2 und der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Buer weniger Belastungen für Autofahrer und Umwelt.“ Für den nördlichen Streckenabschnitt im Bereich der Stadt Gladbeck seien die Tunnellösung wie auch der verbesserte Lärmschutz wesentliche Bestandteile eines tragfähigen Kompromisses zwischen den unterschiedlichen Anforderungen zu dem Ausbau. Er überwinde die Staus der bisherigen B 224 und die damit verbunden Belastungen für Autofahrer, Anwohner und Umwelt, hieß es in einer bereits am Mittwoch verfassten Resolution der Handwerkskammer. Hund: „Das Vorhaben ist ein bedeutendes Verkehrsprojekt für das gesamte nördliche Ruhrgebiet.“

Verkehr und Städtebau

Gerade vor dem Hintergrund des weiter wachsenden überörtlichen Verkehrs, insbesondere auf dieser Nord-Süd-Verbindung, sei die nun gefundene Lösung sowohl unter verkehrs- als auch städtebaulichen Belangen zu begrüßen.

Die Linke fasst Kritik der Gegner zusammen 

Von einer verhängnisvollen Fehlentscheidung spricht die Partei Die Linke in Bottrop. Ihre Sprecherin, Nicole Fritsche-Schmidt: „Dieser völlig sinnlose Autobahnbau würde für die Bottroper Anlieger der Trasse und auch das erweiterte Umfeld nur noch mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Dreck bringen. Es ist ein Projekt aus der verkehrspolitischen Steinzeit.“

Absehbar werden sich Klageverfahren von Betroffenen über Jahre ziehen, was einem „wichtigen Ansiedlungsprojekt wie Ikea sicher keinen guten Start beschert“. Die Linke bekräftig die Unterstützung des Widerstands gegen den Autobahnbau in Bottrop und Gladbeck. Dies gelte auch für einen eventuellen erneuten Bürgerentscheid.