Biologische Station macht Vorschläge zum Spagat zwischen Naherholung und Naturschutz in der Aue: Neue Brücke, befestigte Wege, aber auch Sperrzonen

Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet hat ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um die Rotbachaue in der Kirchheller Heide und im Naturschutzgebiet Grafenmühle vor großem und rücksichtslosem Besucherandrang zu schützen. Das Gebiet entlang der Stadtgrenze zu Oberhausen soll in vier Zonen aufgeteilt werden. Zwei werden für die Naherholung attraktiver gemacht, die beiden anderen mit Baumstamm-Barrikaden gesperrt. Mitglieder des Landschaftsbeirates zeigten sich allerdings skeptisch, ob diese Sperren Hunde oder Mountainbiker wirklich aufhalten können.

„Wir wollen und können die Besucher nicht aus dem Wald heraus halten“, sagt die Biologin Katrin Unseld bei der Präsentation im Landschaftsbeirat. „Aber wir müssen auch die Natur vor zu großem Besucherdruck schützen.“ Dieser Druck geht nach ihrer Analyse vor allem aus von Hundehaltern, Mountainbikern und Menschen, die sich eigene Wege bahnen.

„Ein großes Problem sind Hundebesitzer“, sagt die Biologin und berichtet von einem Besuch an einem Freitagmittag: „Von 19 Hunden waren 16 nicht angeleint.“ Und das ist noch gar nichts, ergänzt Beiratsmitglied Thomas Kaba: „An einem Sonntagnachmittag war von 40 Hunden keiner angeleint.“

In den weiterhin zugänglichen Bereichen soll westlich des Alten Postwegs eine neue Brücke kürzere Spazier-Runden ermöglichen, damit Besucher sich nicht ihre eigenen Abkürzungen suchen. Matschige Wege, wo die Besucher beim Ausweichen Bereiche großflächig zertrampeln, sollen mit Trittsteinen oder Knüppelpfaden trockenen Fußes begehbar gemacht werden. Handläufe sollen verhindern, dass überhängende Uferstellen abbrechen. Katrin Unseld ist aber skeptisch, ob das Hundebesitzer diszipliniert: „Hunde werden gezielt in den Bach geschickt.“

In den künftig gesperrten Bereichen will die Biologische Station Wege mit gefällten Bäumen und Sträuchern absperren. Das allein wird allerdings nicht reichen. Auf Oberhausener Gebiet haben die Förster Verhaue aus Stämmen und Ästen mit Stacheldraht gesichert. Später entdeckten sie, dass die Stacheln sorgfältig mit Tesafilm abgeklebt waren. Katrin Unseld: „Unsere Besucher sind sehr kreativ.“

„Überschaubarer“ als in der Heide ist der Besucherandrang nach Einschätzung der Biologischen Station im Naturschutzgebiet Grafenmühle. Hier denken die Biologen an eine „Entfesselung des Rotbachs“: Er soll sich durch eine trocken gefallene Senke einen neuen Weg in den Mühlenteich suchen.