Bottrop. Die Bottroper Kulturpreisträgerin Brigitte Wiegmann stellt anlässlich ihre 75. Geburtstages in Herne - in einem der 20 Ruhr Kunst Museen - neue und frühere Bilder-Projekte vor. Am Samstag ist die Eröffnung

„Farben lesen im Quadrat“ - unter diesem Ausstellungsmotto bleibt Brigitte Wiegmann auch in der neuen Schau zum 75. Geburtstag ihrem seit langem variantenreich durchgespielten Thema treu. Im Museum der Herner Flottmann-Hallen findet die Bottroper Kulturpreisträgerin (1999) ab Samstag nun einen Raum, der nicht nur ihre Farbexperimente, sondern vor allem auch die Großformate „verkraftet“.

4320 Quadrate auf einer Wand

Wer den weiten, weißen Raum betritt, wird also nicht erdrückt, sondern förmlich hineingezogen in die Welt der „4320 Quadrate“ in den drei Grundfarben, zu denen sich auch noch Grün gesellt. In immer wieder neuen Kombinationen der kleinen Ölkreide-Quadrate verschiebt Wiegmann die Farben unablässig, variiert die Kleinform im Großen und strukturiert die Oberfläche wiederum durch die fast haptisch anmutenden Zwischenräume. Die malte sie im Unterschied zu zahlreichen früheren Arbeiten dieses Mal in dicker weißer Ölfarbe.

Herne bietet Raum. So lassen sich auch die früheren „Positionen zum Quadrat“ aus Brigitte Wiegmanns Schaffen zu den jüngeren Arbeiten in Beziehung setzen. Speziell diese Serie, die bereits vor drei Jahren in den Dessauer Meisterhäusern von Klee und Kandinsky zu sehen war, liefert in ihrer für diese Schau erweitertem Umfang ein spannenden Kontext zum zentralen Großformat. Dabei ist es stets aufs Neue interessant zu sehen, wie sich die farbigen Flächen im Verhältnis zu ihrem schwarzweiß gerasterten direkten Umfeld verhalten. Auch dort wieder das Spiel der Grundfarben mit dem benachbarten Grün. Bei längerem Hinschauen entwickeln diese Farbexperimente beinahe so etwas wie ein Eigenleben. Die Zweidimensionalität geht langsam in die dritte Dimension über, Komplementärfarben treten hinzu.

Auf der gegenüberliegenden Wand spielt die Bottroperin schließlich mit einem erweiterten geometrischen Formenkanon. Rechtecke ergänzen das Quadrat, waagerechte und senkrechte Linien strukturieren vor allem die schmalen Hochformate, in denen Brigitte Wiegmann noch einmal in ausgeklügelten Varianten mit den unterschiedlichen Rot- Gelb- oder Blautönen spielt.

Kooperation am Kultur-Kanal

In Bottrop konnte die Kulturpreisträgerin keinen Raum finden, in dem sie ihre Arbeiten so kompakt und zugleich weiträumig, wie es die größeren Formate erfordern, präsentieren kann. So freut es sie besonders, dass sie auf Vermittlung der Stadt in den - wie sie findet - großartigen und flexiblen Räume der Flottmann-Hallen ihre Arbeiten in größerer Zahl zusammenführen kann. Auch das gehört schließlich zur Kooperation entlang des viel beschworenen Kultur-Kanals.

Die Ausstellung wird am Samstag, 14. November um 17 Uhr durch Bürgermeister Klaus strehl und den früheren WAZ-Kulturredakteur Hans-Jörg Loskill eröffnet. Straße des bohrhammers 5, 44625 Herne. Zu sehen bis 20. Dezember.