Bottrop. . Vor dem Hintergrund der jetzt bundesweit laufenden „Herzwochen“ erläutertChefarzt Dr. Ludger Ulbricht vom Marienhospital, wie es zu der gefährlichen Situation kommt.
Etwa 420 Menschen in Bottrop erleiden pro Jahr einen Herzinfarkt, für 53 von ihnen kommt jede Hilfe zu spät, wenn sie der plötzliche Herztod ereilt. „Bundesweit fallen deswegen täglich 267 Menschen tot um - so als würde ein Jumbojet runterkommen“, zeichnet Privatdozent Dr. Ludger Ulbricht, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Marienhospital Bottrop, ein Bild der Situation vor dem Hintergrund der „Herzwochen“. Die Informationskampagne der Deutschen Herzstiftung findet alljährlich im November statt, diesmal unter dem Motto: „Herz in Gefahr: Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt“.
„Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist die häufigste Ursache für einen Infarkt“, erläutert Ulbricht. „Meist besteht sie schon Jahre vor dem Infarkt.“ Hauptrisikofaktor ist die genetische Vorbelastung; Rauchen, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und nicht therapierter Diabetes sowie Übergewicht können das Risiko zu erkranken, erhöhen. Die KHK zählt zu den häufigsten Herzkrankheiten. „Durch verbesserte Prävention und medizinische Therapie konnte die Häufigkeit dramatischer Folgeereignisse (Herzinfarkt) in den vergangenen Jahren jedoch trotz Erhöhung des Altersdurchschnitts der betroffenen Patienten relativ konstant gehalten werden“, so der Mediziner und lobt die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten.
Der Herzmuskel muss nicht nur all die Organe im Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen, sondern auch sich selbst. Verengen sich die Herzkranzgefäße durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), können sie den Herzmuskel nur noch unzureichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen. „Es kommt zu Beschwerden, wie Leistungsabfall, Druck in der Brust, der bis in den linken Arm oder Kiefer ausstrahlen
kann. Frauen spüren diesen Druck oft schmetterlingsförmig im Rücken“, so Ulbricht. „Tückisch ist, wenn sich die koronare Herzkrankheit nur durch Brennen in der Magengegend, Übelkeit und Erbrechen äußert, dann wird oftmals erst der Magen therapiert.“ Blutwerte und EKG schaffen Klarheit.
Ist ein Herzkranzgefäß plötzlich verschlossen, so besteht im MHB eine 24-Stunden-Bereitschaft zur Notfall-Behandlung des akuten Herzinfarktes. „Wichtig ist die sofortige mechanische Wiederöffnung des verschlossenen Kranzgefäßes im Herzkatheterlabor“, so Ulbricht. „Die Engstelle wird mit einem Ballon gedehnt und ein Stent eingesetzt.“ Die Risiken des Eingriffs seien überschaubar. „Es ist viel schlimmer nichts zu tun“, so der Chefarzt. „Wichtig ist, die Herzmuskulatur in dem unterversorgten Bereich zu retten, um einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) vorzubeugen. Das schafft Lebensqualität.“