Bottrop. . Schulweg-Check in Pilotphase: Parteien sprechen sich für Haltezonen in 250 Metern Entfernung aus
Zwischen 50 und 60 Autos halten in der halben Stunde vor oder nach dem Unterricht vor der Schule. Zu vielen Unfällen ist es objektiv in dem beinahe täglichen Verkehrschaos bisher dennoch nicht gekommen. „Das ist die gute Nachricht“, meint Jens Leven.
Der Verkehrsberater nimmt zurzeit einen Schulweg-Check für die Stadt vor und geht dabei auch der Frage nach, ob und wo in Schulnähe Hol- und Bringzonen für die sogenannten Eltern-Taxis geschaffen werden können. An dem Pilotprojekt arbeiten die Cyriakusschule und auch die Förderschule am Stadtgarten mit, und Schüler am Heinrich-Heine-Gymnasium tüfteln per Verkehrs-App an sichereren Schulwegen.
„Drive-In-Schulen will nun wirklich niemand“, sagt Leven. Doch viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder auf den Schulwegen in Unfälle verwickelt werden könnten. „Die Eltern meinen, dass sie die Kinder im Auto sicher zur Schule bringen“, erklärt er im Verkehrsausschuss des Rates. So komme aber erst richtig eine Spirale in Gang, die das morgendliche Gedränge vieler Pkw am Schuleingang immer weiter steigere.
Der Anteil der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen oder abholen sei überdurchschnittlich hoch. Das hätten Elternbefragungen an den zwei Pilotschulen in der Stadtmitte gezeigt. Diese Erfahrungswerte gelten für alle Grundschuljahrgänge, erklärt Leven. Es sei keineswegs so, dass mehr Eltern von Erstklässlern als etwa von Viertklässlern die Kinder im Auto zu Schule bringen. „Unser Ziel ist es, den Eltern-Taxi-Verkehr zu halbieren“, erklärt der Mitinhaber des auf Fragen zur Mobilität spezialisierten Wuppertaler Forschungsbüros „bueffee“. Allerdings legt der Wissenschaftler für die Förderschule andere Maßstabe an, da deren Einzugsgebiet sich über die gesamte Stadt erstreckt.
Ein Stück zu Fuß gehen
Hol- und Bringzonen im Umkreis der Schulen sollen dabei helfen. „Wir wollen das Ganze entzerren. Es geht nicht darum, das Problem nur an eine andere Stelle zu verlagern“, betont Leven. „Wir denken über zwei, drei, vier, fünf Hol- und Bringzonen an einer Schule nach“, betont daher auch Schuldezernent Paul Ketzer. Die Stadt werde in jedem Fall die Eltern und die jeweiligen Schulen bei ihren Vorhaben einbeziehen, sicherte er zu.
Erfahrungsgemäß akzeptierten Eltern Hol- und Bringzonen in bis zu 250 Metern Entfernung von den Schulen. Von dort können Kinder dann ihren restlichen Schulweg gut zu Fuß zurücklegen. Für Kinder sei es wichtig, dass sie ihren Schulweg eigenständig absolvieren. „Wir sind gegen Bringzonen direkt an den Schulen“, unterstrich SPD-Sprecher Franz Ochmann. Mit Eltern-Haltestellen in größerem Abstand könne sich seine Partei aber anfreunden. Für die beiden Pilotschulen komme dafür zum Beispiel der Gleiwitzer Platz in Frage. „Wir sollten die Eltern dazu bringen, dass sie ihre Kinder zu Fuß gehen lassen. Viele Eltern verkennen, dass ihre Kinder das durchaus können“, meint Ochmann.
Zustimmung kommt auch von den Grünen und der CDU. „Früher war es gang und gäbe, zu Fuß zur Schule zu gehen“, sagt CDU-Ratsherr Hans-Christian Geise. „Wir tun den Kindern damit etwas Gutes. Lehrer bestätigen uns, dass Kinder, die zu Fuß kommen, ausgeglichener sind und dem Unterricht besser folgen können“, meint er.