Detlef Steinbrenner ist eigentlich immer in Bewegung. Und es gelingt ihm in beiden Wortsinnen, andere zu bewegen. Seine Liebe zur Musik sitzt tief und teilt sich seiner Umwelt intensiv mit. Also hat der Mann den richtigen Beruf: Kantor der Großgemeinde St. Johannes. Danach hat es in seiner Jugend allerdings überhaupt nicht ausgesehen. Steinbrenner über Steinbrenner: „Ein notorischer Spätzünder“.

Es fing schon damit an, dass der katholische Kantor als Protestant geboren wurde und als Jugendlicher „ganz brav zur Konformation gegangen ist“. Dazu hat er noch mit dem falschen Instrument angefangen. Die klassische Entwicklung beginnt mit Klavierstunden als Kind, mit dem Klavierspieler oder dem Gemeindeorganisten, der das Interesse an der Orgel weckt. Nicht bei Steinbrenner. Der bekennende Bottroper, der 1984 am Josef-Albers-Gymnasium sein Abi gebaut hat, spielte Gitarre und Akkordeon. Die Gitarre wurde an der Essener Folkwang-Uni auch sein Studienobjekt neben der Instrumentalpädagogik. Erst ein Schulfreund weckte sein Interesse an der Orgel - und ein Cembalo-Professor, der dringend Lehrpersonal suchte, verschaffte ihm Gelegenheit zu ersten Studien.

„Aber ich wusste nicht, wie eine Orgel funktioniert.“ Das lernte er dann bei Fritz Storfinger, Folkwang-Dozent und früher Regionalkantor für Bottrop und Gladbeck. Mit 29 Jahren erst begann er sein Studium in Dortmund, damals noch Standort der Musikhochschule Detmold. Sein Antrieb? „Ich wollte und will täglich am Instrument sitzen und gehört werden.“

Das durfte er ab 1994 als Organist an Heilig Kreuz in Bottrop, dort, und in St. Barbara, war er auch Chorleiter. Seit Ostern 1999 ist er Kirchenmusiker in St. Johannes, seit 2001 Kantor. Seither hat er die Zahl der Chöre von zwei auf fünf erhöht und findet, ein Frauenchor stünde der Gemeinde auch noch gut zu Gesicht. Außerdem hat er sich um die Sanierung der drei Orgeln gekümmert: „Die sind auf lange Zeit gut. Dafür bin ich dem Kirchenvorstand, der Geld frei gemacht hat, sehr dankbar.“ (Für Feinschmecker: Die Orgel in St. Johannes verfügt nach der Erweiterung über Doppelflöte, Cornet und eine Bachtrompete.)

Seine Vorliebe gilt den englischen Komponisten wie Elgar und Purcell. Deshalb reist er oft auf die Insel, ist Mitglied in der britischen „Schola Aquae Sulis“, hat die große Elgar-Orgelsonate im Hildesheimer Dom gespielt und nennt eines seiner Orgelkonzerte „Very British“.

Am Ende steht immer Bach

Wohl auch deshalb ist das große Kirchenkonzert von Kirchhellener Blasmusik und Gemeindechor im November als Reise durch Großbritannien angelegt. Allerdings darf dennoch das „Halleluja“ von Händel nicht fehlen. (Nun ja. Händel war schließlich ein halber Londoner, da passt es wieder.) Wenn allerdings der Name Johann Sebastian Bach fällt, sitzt Steinbrenner aufrecht, und seine Stimme bekommt den Ton echter Verehrung. „Fast alle Choralvorspiele in den Gottesdiensten gestalte ich mit Bach. Und am Ende des Tages muss ich noch einmal Bach spielen, um herunter zu kommen und alles zu glätten.“