Bottrop. . An der Essener Straße wird das Abwasser des östlichen Ruhrgebiets zusammenlaufen. Der Materialverbrauch ist enorm. Staatssekretär besichtigt Baustelle

Viel zu sehen gibt es von außen betrachtet an der Essener Straße eigentlich nicht: Dis auf ein Baustellenschild der Emschergenossenschaft deutet nur wenig darauf hin, dass hier gerade das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen realisiert wird. Erst nach einer kurzen Fahrt in die Tiefe wird das ganze Ausmaß der Arbeiten sichtbar: Rund 20 Meter unter der Erde wird derzeit mit schwerem Spezialgerät am Ausbau zweier riesiger Tunnelröhren gearbeitet, die in Zukunft das Schmutzwasser des gesamten östlichen Ruhrgebiets ableiten werden.

Lebensqualität soll steigen

Nun nutzte der parlamentarische Staatssekretär der Landesregierung, Horst Becker, die Gelegenheit für einen Besuch auf der Mega-Baustelle im Bottroper Süden: „Es geht nicht immer nur um Geld. Am Ende der Maßnahme werden zwar rund viereinhalb Milliarden Euro in das Projekt geflossen sein, dafür wird aber die Lebensqualität einer ganzen Region nachhaltig steigen“, sagte er bei seiner Begrüßung.

Das Projekt werde sich positiv auf viele Bereiche des täglichen Lebens auswirken: „Wir werden an vielen Stellen eine vorteilhafte Entwicklung erleben, Im Bereich der Umwelt, in der Freizeit und nicht zuletzt auch wirtschaftlich“, so Becker. Vor allem die direkten Anwohner der Emscher werden vom Umbau profitieren: Die Geruchsbelästigung durch den Fluss wird verschwinden, die Betonanlagen sollen im Zuge der Renaturierung für immer verschwinden.

Im Gegenzug wandert der Beton unter die Erde: Aus sechs Betonteilen wird in einem „Tubing“ genannten Spezialverfahren jeweils ein Röhrensegment maschinell zusammengesetzt, welches dann einige Meter der neuen Röhre bildet. „Neben den riesigen Mengen an Beton wird hier auch mehr Stahl verbraucht, als beim Bau des Eiffelturmes verwendet wurde“, erklärt Reinhard Ketteler, der bei der Emschergenossenschaft für den Bauabschnitt zuständig ist.

Derzeit arbeiten zwei Dutzend Kräfte auf der Baustelle. „Unsere Tagesleistung beträgt etwa 15 bis 20 Meter“, so Ketteler. Rund dreieinhalb Kilometer Kanal sind in Bottrop bisher fertiggestellt worden, Ende 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Anfang 2018 wird der neue Kanal in Betrieb gehen. „Das Projekt in Bottrop läuft dann mit den anderen Baustellen zusammen“, so der Sprecher der Genossenschaft, Ilias Abawi.

Dem hiesigen Abschnitt käme dabei auch über die Stadtgrenze hinaus eine wichtige Stellung zu: Aus drei Zuleitungen treffen an der Essener Straße künftig Ströme zusammen. „Aus der ersten Röhre kommt das Abwasser aus dem Klärwerk Bottrop. Aus der zweiten Röhre wird der Strom aus Dortmund zugeleitet, und aus dem dritten Tunnel wird Wasser aus Essen zuströmen“, so Abawi. „Danach führen Doppelröhren weiter nach Oberhausen und münden im derzeit im Bau befindlichen Klärwerk in Dinslaken.“