Bottrop. Vor 30 Jahren gründete Gerhard Kemena das ungewöhnliche Ensemble mit Schülern des Josef Albers-Gymnasiums. Zehn Spielerinnen und ein Spieler geben morgen mit Gästen ein Konzert in der Kulturkirche Heilig Kreuz.

Sie bimmeln was das Zeug hält - und das seit nunmehr 30 Jahren. Schräge Töne kann es dabei gar nicht geben. Höchstens eine Kakophonie, wenn die nunmehr elf Spielerinnen und Spieler aus dem Takt geraten oder wildes Geläut anstelle des weichen, fast möchte man sagen wohltemperierten, Klanges erschallen lassen.

Bei Jubiläumskonzert morgen Abend in der Kulturkirche Heilig Kreuz werden die Spielerinnen und Willi Dörk, neben Leiter Matthias Uphoff einziger Mann im Revier-Glockenchor (RGC), natürlich nur taktvoll läuten. Händel und Haydn stehen dann auf dem Programm, aber auch eine Suite von Michael Helmann.

Auftritte im Fernsehen bis unter Tage

1985 von Gerhard Kemena - dem langjährigen Kantor an der Martinskirche, ins Leben gerufen, kann der RGC auf eine Reihe illusterer Auftritte zurückblicken. Die tönenden Botschafter aus Bottrop setzten bei nicht weniger als fünf Kirchentagen Klang-Akzente, spielten in Belgien, England , Frankreich oder Holland, in Rundfunk und Fernsehen, aber auch unter Tage im Bergwerk Prosper-Haniel.

Als Gerhard Kemena Anfang der 80er Jahre einen Glockenchor im Westminster College an der Uni Princeton im us-amerikanischen New Jersey hörte, befand er: so etwas kann es auch in Bottrop geben. Als damaliger Musiklehrer am Josef Albers Gymnasium begeisterten er rasch auch Schülerinnen und Schüler für die Instrumente, mit denen man keinen falschen Ton erzeugen kann. „Das war auch für mich ein Grund, einzusteigen“, sagt Jasmin König. Die Bottroperin, die mittlerweile in Mettmann lebt, hält bis heute dem RGC die Treue, auch wenn sie nicht mehr regelmäßig zu den Proben kann. „Als berufstätige Mutter ist die wöchentliche Fahrt über die immer volle A3 kaum möglich, sonst wäre ich auf jeden Fall jede Woche bei den Proben.“ Aber beim Jubiläumskonzert möchte sie noch einmal dabei sein.

Allein das Überstreifen der Handschuhe hat fast für Jasmin König schon etwas Magisches. Die braucht man, damit sich der Klang durch die Körperwärme nicht verändert und die Glocke durch schweiß nicht anläuft. „Wir waren einmal über 20 Spieler, alles JAG-ler“, erinnert sich Jasmin König. „Eine tolle Zeit - und ein toller Klang, der mir immer noch durch Mark und Bein geht, vor allem in der nachhallenden Akustik der Kirche.“

„Im Jahr haben wir acht bis zehn Auftritte“, sagt Matthias Uphoff. Der RGC hätte durchaus Potenzial, auch über die Kirche hinaus zur Bottroper Eigenmarke zu werden.

Jubiläumskonzert: Samstag, 24. Oktober, 18 Uhr, Kulturkirche Heilig Kreuz, Bottrop, Scharnhölzstraße 37. Eintritt frei.