Bottrop. . Barrierefreies Bauen als Normalfall, Kümmerer in den Quartieren, viel mehr Senioren im Ehrenamt. Das alles sind Vorschläge für Werkstatt am Donnerstag.
Bei den ersten Beteiligungsaktionen im Bundeswettbewerb „Zukunftsstadt“ haben die Bürger zur Frage „Wie sieht Bottrop im Jahr 2030 aus?“ rund 500 Ideen entwickelt. Sie bilden den Grundstock für eine Serie von Werkstattgesprächen. Zum Thema demografischer Wandel sind alle Interessierten am Donnerstag ab 17 Uhr in den „Spielraum“ an der Prosperstraße 71 eingeladen. Titel der Tagung: „Älter - Bunter - Weniger“.
Netzwerke in den Stadtteilen
Die Ausgangslage ist schnell skizziert: Heute sind 21,6 Prozent der Bürger 65 Jahre und älter, 2030 werden es 22,5 Prozent sein. Klingt unspektakulär? „Das sind aber 5600 Senioren mehr“, sagt Moritz Brunecker vom Sozialamt. „Gleichzeitig bricht die stille Pflegereserve weg“, die nächstjüngere Altersgruppe. „Und das vor dem Hintergrund, dass rund die Hälfte der Senioren zu Hause gepflegt wird“, sagt seine Kollegin Dagmar Spans-Philippi. Wie können solche absehbaren Defizite aufgefangen werden? Zum Beispiel durch soziale Netzwerke in den Stadtteilen, wie es sie zum Beispiel in Ebel gibt, sagt Thomas Schwarzer. „Die Nachbarschaften kennen und kümmern sich.“
Dafür müssten aber soziale Klammern geschaffen werden, wie sie etwa der Bergbau dargestellt hat. Vereine und Verbände könnten diese Bresche füllen und tun es zum Beispiel in Kirchhellen. Damit das auf breiter Basis passiert, sagt Schwarzer, „müssen wir den Vereinen und Verbänden den Mehrwert dieses Tuns aufzeigen“. Und die Wahrnehmung in den Köpfen verändern: „Die Alten - das sind immer die anderen. Mit mir hat das Thema Alter nichts zu tun. Das können wir vielleicht ändern mit der Eingangsfrage: Wie alt werden Sie sein im Jahr 2030?“
Barrierefrei sein wird die Stadt im Jahr 2030, und zwar sowohl im Verkehrsraum als auch in öffentlichen und privaten Gebäuden. „Barrierefrei wird der Standard sein“, davon ist Schwarzer überzeugt, und das halten auch viele Bürger für unerlässlich. Aber bis zum Beispiel der Weg mit Bus und Bahn wirklich barrierefrei wird, sei es noch ein weiter Weg, sagt Dagmar Spans-Philippi.
Bürger und Experten haben noch eine Menge weiterer Ideen: mehr und sauberere Spielplätze, länger geöffnete Kindereinrichtungen, mehr günstiger Wohnraum, verbesserte Integration von Flüchtlingen. Viel wird dabei davon abhängen, dass mehr Menschen sich ehrenamtlich engagieren und zwar quer durch die Generationen. Zudem muss die Stadt viel stärker in den Stadtteilen präsent sein, sagt Brunecker. „Wir brauchen Kümmerer in den Quartieren.“