Bottrop. Besichtigung mit Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff: Neuaufstellung ist auch aus stadthistorischer Sicht nicht nachvollziehbar. Marmorblock bleibt eingelagert

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der leere Marmorsockel des verloren Denkmals für Kaiser Wilhelm I. soll nicht an Stelle der gestohlenen Humboldt-Büste im Stadtgarten aufgestellt werden. Da habe es wohl eine missverständliche Kommunikation gegeben, sagen Klaus Kalthoff und Heike Biskup fast gleichzeitig.

Bezirksbürgermeister und Stadtarchivarin hatten sich mit Bezirksstellenleiter Markus Wenker und Ulrich Kollath vom Grünflächenamt zum Ortstermin getroffen, nachdem die WAZ über mögliche Pläne einer Wiederaufstellung des teilweise erhaltenen Denkmalsockels berichtet hatte. Der Marmorblock mit der Aufschrift „Wilhelm dem Grossen - Die Gemeinde Bottrop“ war 1980 auf einer Halde in Duisburg-Meiderich wieder aufgetaucht und lagert seither im städtischen Betriebshof an der Werkstraße. Natürlich stellt sich immer die Frage - gerade in einer noch jungen Stadt wie Bottrop - wie man mit Relikten der eigenen Geschichte umgehen soll.

Auch den Teilnehmern des Ortstermins liegt natürlich die Stadt und ihre Geschichte am Herzen. „Sehr sogar“, wie Klaus Kalthoff betont. Dennoch zeigen sie sich angesichts des ramponierten Quaders skeptisch. Schließlich gehe es - anders als beispielsweise bei den alten Altargemälden aus der Kommende, die derzeit Stück für Stück mit Sponsorenmitteln restauriert werden - nicht um genuin alte Bottroper Geschichte, sondern um den Souverän eines Staates, der in dieser Form des Kaiserreiches gerade einmal 47 Jahre Bestand hatte und dessen Verfasstheit heutigen Vorstellungen auch nicht mehr entspricht.

Würde die Statue selbst wieder auftauchen, sowie damals die vergrabene historische Bottroper Glocke, wäre die Situation sicher noch einmal eine andere, so Stadtarchivarin Heike Biskup. Aber jetzt müsste man erst einmal mindestens 2000 Euro in die Hand nehmen, um den nur in seinem quadratischen Mittelteil erhaltenen und stark verkratzten Marmorsockel zu überarbeiten, wenn man ihn denn im Stadtgarten wieder aufstellen wollte, sagt Ulrich Kollath. Dazu kämen noch Kosten für Transport, Neuaufstellung und Sicherung. Alles in allem Geld, das sicherlich sinnvoller eingesetzt werden könnte. Darüber scheint zwischen Stadtarchivarin und den drei beteiligten Herren fast ein unausgesprochener Konsens zu bestehen.

Neue Humboldt-Büste spannender

Und natürlich sollte man über eine Nachbildung der verschwundenen Humboldt-Büste des bekannten Künstlers Toni Stockheim nachdenken, die 1959 unter allgemeiner Zustimmung im alten Teil des inzwischen denkmalgeschützten Stadtgartens aufgestellt wurde. Da zeigt sich auch Klaus Kalthoff sehr interessiert.

Was den alten Kaisersockel betrifft, so wird der vorerst in städtischer Obhut zu bleiben. Wegen Baumaßnahmen an der Werkstraße wird er wohl auf den Bauhof des Grünflächenamtes gebracht, wo er zunächst ungefährdet lagern kann.