Bottrop. Touristen wie Einheimische genießen den Ausblick von der Halde . Spaziergänger dachten beim Bau der riesigen Skulptur vor über 20 Jahren zuerst an eine neue Halle.

Der Mann ist nicht von hier. Das sollte sich als Glücksfall erweisen. Denn er schenkte der Stadt ein unverwechselbares Wahrzeichen. Dass man so eine öde Bergehalde wie die an der Beckstraße in ein beliebtes Ausflugsziel umwandeln kann und Teile des Kohlenpotts in den Emscher Landschaftspark, traute sich hier erst einmal kaum jemand auf den Weg zu bringen.

Da musste ein Macher aus Bayern ran: Prof. Karl Ganser machte sich 1989 zehn Jahre lang als Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) an die Arbeit, Stadtteile zu erneuern und Industrie-Areale zurückzugewinnen.

Landmarken an einer Schnur

Landmarken wie den Tetraeder an einer Schnur entlang einer imaginären Route der Industriekultur von Duisburg bis Dortmund auf die Berghalden zu setzen, war so eine auf den ersten Blick verrückten Idee der Mitstreiter des Stadtplaners Ganser. Auch Tetraeder-Erfinder Wolfgang Christ erinnert sich gut daran, das viele Leute sich gar nicht vorstellen konnten, anstelle von Fabrikhallen riesige Skulpturen zu errichten.

210 Tonnen Stahl verbaut

Als die ersten Stahlträger auf der Halde an der Beckstraße in den Himmel ragten, sprachen etliche neugierige Spaziergänger den Darmstädter Architekten an. „Sie haben mich damals gefragt, wann denn das Dach da drauf kommt. Die haben mir zuerst nicht geglaubt, dass wir da gar keine Maschinenhalle bauen, und nicht an Arbeitsstätten, sondern an Freizeitziele denken“, erzählt Christ. „Das gab es zu der Zeit im Ruhrgebiet ja auch nicht: Großskulpturen, die öffentlich zugänglich sind“, erläutert der Architekt.

"Aber wir teilen es gerne mit anderen"

Fasziniert hat das Kunstwerk viele Zuschauer aber auch schon während der Bauphase. Schließlich besteht er aus gut 210 Tonnen Stahl und 1,5 Kilometer langen Rohren. Allein die Halde führen 387 Treppenstufen hinauf. Als der Tetraeder erst einmal auf der Halde stand, war schnell klar, dass er zu einem beliebten Ausflugsziel werden würde. Die Bedeutung des Tetraeders für die Stadt sei gar nicht zu beziffern, sagt Oberbrügermeister Bernd Tischler.

Gut. dass man sich vor 20 Jahren entschlossen habe, die Landmarke zu bauen. Der Oberbürgermeister sieht in ihr sogar „zuerst einmal ein Wahrzeichen Bottrops“. „Aber wir teilen es gern mit anderen und sind froh, dass es zur Landmarke für das Ruhrgebiet geworden ist“, scherzt der OB. Denn natürlich weiß auch Bernd Tischler, dass der Tetraeder dem Regionalverbund Ruhr (RVR) gehört, im Zuge der Internationalen Bauausstellung Emscherpark entstand und viele Väter hat.

Ein Zeichen des Wandels

Doch die Bedeutung der Landmarke für die Stadt ist unumstritten. Touristen wie Einheimische genießen den Ausblick von der Halde und auch offizielle Besucher führe er gern zum Tetraeder, sagt Tischler. Karola Geiß-Netthöfel, die RVR-Direktorin stellt die Bottroper Landmarke in eine Reihe mit dem Weltkulturerbe Zollverein in Essen und dem Oberhausener Gasometer. „Der Tetraeder ist ein Wahrzeichen für das gesamte Ruhrgebiet.“ Auch beim RVR habe man nie den Versuch unternommen, den finanziellen Wert des Tetraeders zu bemessen, sagt Sprecher Jens Hapke.

Doch was die Bedeutung des Bauwerks für die Region angeht, hat er doch einige Anhaltspunkte. Schließlich könne die RVR-Pressestelle nachhalten wie viel Anfragen zum Tetraeder kommen. Denn bei Berichterstattungen über das Ruhrgebiet wollten Reporter oder Filmteams zumeist auch auf eine der Bergehalden. „Von Spiegel über ZDF bis hin zur Zeit waren eigentlich schon alle großen Medien am Tetraeder in Bottrop“, sagt Hapke.

Landmarken stehen für die gesamte Region

Der ehemalige städtische Baudezernent Norbert Wallmann sagt rückblickend: „Hätte es die Halden nicht schon gegeben, hätte man sie eigentlich erfinden müssen“, so sehr stehen sie und die Landmarken inzwischen für die gesamte Region. Der Tetraeder an sich sei ja ein Zeichen des Strukturwandels, gleichzeitig aber könne man von ihm aus den Strukturwandel beobachten, sagt Wallmann mit Blick auf die sich verändernde Landschaft am Fuße der Halde.