Bottrop. . Ein altes Pfarrhaus am Rande der Innenstadt wird zum „Welcome Haus“. Die Erste Eltern-Kind-Gruppe der ev. Kirche ist am Dienstag hier gestartet.

Über diesen Betreuungsschlüssel würde sich manch eine Kita freuen: ungefähr fünf Betreuer kommen auf ein Kind! Aber das ist allein dem Start der ersten Eltern-Kind-Gruppe für Flüchtlinge geschuldet und der morgendlichen Besprechung aller Mitarbeiter. Am Dienstag um 8 Uhr ging es los in dem alten Pfarrhaus in der Straße Im Beckedal, das in Zukunft „Welcome Haus“ heißen wird. Koordiniert wird die Arbeit hier von Michael Bier.

Im „Welcome Haus“ bietet die evangelische Kirche Bottrop ab sofort für insgesamt 15 Kinder zwischen drei und sechs Jahren in drei Gruppen und deren Eltern Betreuung und Beratung an. Die notwendigen Gelder dafür sind gerade vom Land erst einmal bis zum Jahresende bewilligt worden. Aber Stefanie Reich, zuständige Fachbereichsleiterin bei der ev. Kirche, geht davon aus, dass die Betreuung wohl für die nächsten drei Jahre bestehen bleiben wird.

Sprache ist die erste Hürde

Die Sprache ist die erste große Hürde, die Kinder, Mitarbeiter und Eltern nehmen müssen. Zwei der Kinder kommen aus Syriern und sind seit weniger als sechs Wochen in Bottrop, das Kind aus Afghanistan seit zwei Monaten. Aber spielen ist international, meinen Stefanie Reich und Michael Bier. Es gibt eine Auswahl an Spielsachen, die nicht lange erklärt werden müssen. Am Morgen war ein Dolmetscher dabei. Gemeinsam hat man eine Liste mit Wörtern erstellt, die man in nächster Zeit vielleicht häufiger brauchen wird. „Sonst geht alles mit Händen und Füßen“, meint Michael Bier, während er einen jungen Kollegen beobachtet, der mit einem kleinen Jungen einen Becherturm baut.

Es gibt Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln und es gibt auch einen viereinhalbjährigen syrischen Jungen der genug Englisch spricht, um sich mit den Helfern zu verständigen und für die Kinder zu übersetzen. Er kam mit seiner Mutter, einer Englischlehrerin nach Bottrop. Die Familie wurde auf der Flucht getrennt und der Vater, ein Architekt, traf erst vor drei Tagen in Bottrop ein. Die Familie hat schlimme Dinge auf der Flucht erlebt und ist derzeit noch auf der Suche nach weiteren verschwundenen Familienangehörigen.

Deutsch sollen die Kinder hier lernen und vorbereitet werden auf Kita oder Schule, erhalten wenn nötig auch Therapien. Genauso soll das Haus aber auch für ihre Eltern ein Ort sein, an dem sie sich wertgeschätzt und sicher fühlen können. Sie erhalten Rat und Hilfe, ein Elterncafé wird eingerichtet, Deutschkurse sind in der Planung. Stefanie Reich: „Der Name Welcome-Gruppe ist Programm.“