Bottrop. . Der Theologische Vorstand des Diakonischen Werkes geht in den Ruhestand.Pfarrer Johannes Schildmann arbeitete und lebte 37 Jahre lang in Bottrop.
Für die Fotografen räumt Pfarrer Johannes Schildmann schnell den Schreibtisch in seinem Büro auf. Der zeugt von viel Arbeit – noch, denn der 65-Jährige kann inzwischen die Tage an diesem Tisch zählen. Ende des Monats geht der Theologische Vorstand des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten in den Ruhestand. Dann liegen 37 Jahre Arbeit in Bottrop hinter ihm.
Sein beruflicher Werdegang war eigentlich vorgezeichnet. Er kommt aus Bethel und aus diakonischer Tradition. Sein Vater war Vorstand in Bethel, davor schon der Großvater. „Wer in Bethel groß wird, ist für sein Leben geprägt“, meint Johannes Schildmann. Er ist aufgewachsen in mitten von Behinderten, „schweren Jungs“ und „Brüdern von der Landstraße“. „Ich habe das damals für normal gehalten mit all diesen Menschen zusammenzuleben und erst später festgestellt, dass man sie bloß alle ausgesondert hatte.“ Inklusion wurde gelebt in dieser eigenen Stadt in Ostwestfalen.
Geprägt durch die „1968-er“
Erst einmal wollte Johannes Schildmann – geprägt durch die „1968-er“ – nach der Schule „die Welt retten“, um dann am Ende auf dem „Boden der Kirche zu landen“. Ein guter Ort, um Reformideen einzubringen, das Ruhrgebiet war offen für Neues. Und so kam Johannes Schildmann 1978 an die Martinskirche. In seinen Anfangsjahren sorgte er mit Pfarrteam und Ehrenamtlichen für Veränderungen in der Jugendarbeit, neue Gottesdienstformen für Familien, eine andere Ausrichtung der Konfirmandenarbeit, Eltern-Kind-Gruppen und Bildungsarbeit.
Ab 1985 war Johannes Schildmann Stadtpfarrer und Vorsitzender des Verbandes evangelischer Kirchengemeinden in Bottrop und baute zugleich mit Diakonie-Pfarrer Schneider die diakonische Arbeit aus. Das türkische Mädchen- und Frauenzentrum El-Ele und die ev. Sozialberatung ESB, Schuldner- und Insolvenz-, Flüchtlings- und Schwangerenberatung entstanden. Für sein Engagement um die Bottroper wurde Pfarrer Schildmann 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
1998 schließlich verlagerte er seinen Schwerpunkt auf das Diakonische Werk, wurde dessen Theologischer Vorstand, bildete mit Karl-Heinz Kinne als Kaufmännischem Vorstand eine Doppelspitze. Rund 400 Mitarbeiter hatte das Diakonische Werk da. Viele „Hilfeketten“ von niederschwellig bis stationär sind seitdem entstanden, die Zahl der Mitarbeiter wuchs auf rund 1300.
Verabschiedung am 25. September
Ganz zum Schluss hat er noch die Kooperation mit dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Recklinghausen betrieben, das gemeinsame Diakonische Werk Emscher-Lippe e.V. wurde in diesem Jahr gegründet. Der Aufbau diakonischer Hilfen für Flüchtlinge war sein Thema in den letzten Wochen.
Am 25. September wird Pfarrer Schildmann in der Martinskirche verabschiedet. Seinen Lebensmittelpunkt wird er dann nach Bielefeld verlegen.