Bottrop. .

Wer jüngst am Kulturhof vorbeigekommen ist, konnte bestaunen, wie hier innerhalb kürzester Zeit viele tatkräftige Hände einen gemeinschaftlichen Garten errichtet haben. Bei bestem Wetter haben unter großem Andrang Klein und Groß gesägt, gezimmert, geschraubt und so Kisten- und Hochbeete entstehen lassen. Verschiedene Personen und Organisationen haben Materialien beigesteuert und Patenschaften für die Beete übernommen, die sie nun pflegen und betreuen. In ein paar Wochen können neben Kräutern verschiedene Kohlsorten, Salate, Tomaten und vieles mehr geerntet werden. Seit einiger Zeit laden einige Bänke zum Verweilen und Pausieren im Garten ein.

Positive Zwischenbilanz

Der Garten am Kulturhof ist ein erster Meilenstein im Rahmen des Projektes „GemeinSinnschafftGarten“. Das Projekt ist ein Beitrag der Stadt und der Fachhochschule Dortmund zum „Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. „Wir sind sehr zufrieden, was hier am Kulturhof innerhalb von zwei Wochen entstanden ist“, zieht Projektbetreuerin Carina Tamoschus vom städtischen Fachbereich Umwelt und Grün ein erstes Fazit. „Besonders der Gemeinschaftsgedanke war für jeden erkennbar, der die beiden Bautage miterlebt hat. Das war wesentlich für einen gelungenen Auftakt.“

Urbane Gärten haben nach Mitteilung der Stadtverwaltung viele Vorteile: Im Rahmen einer klimagerechten Gestaltung innerstädtischer Freiräume können sie aufgrund ihrer flexiblen Gestaltung zur zukunftsfähigen und nachhaltigen Flächennutzung beitragen. Neben stadtklimatischen, ökologischen und ästhetischen Vorteilen sind urbane Gärten insbesondere Orte der Begegnung und der Kommunikation, wie der Gemeinschaftsgarten am Kulturhof zeigt.

Gemeinsam mit interessierten Akteuren soll nun noch auf einer weiteren städtischen Fläche im Innenstadtbereich ein dauerhafter Gemeinschaftsgarten angelegt werden, um die Vernetzung und Planung voranzutreiben. „Der Erfolg am Kulturhof zeigt auch, dass der dem Projekt zugrunde liegende partizipative Aktivierungsansatz Früchte trägt. Durch die gezielte Vernetzungsarbeit über Multiplikatoren ist es uns gelungen, zahlreiche motivierte Bottroper zu erreichen und zum gemeinschaftlichen Handeln zu bringen“, resümiert Maximilian Schmies von der FH Dortmund. „In der zweiten Projekthälfte wollen wir diesen Weg an einer dauerhaft verfügbaren Fläche weitergehen und über die direkte Nachbarschaft Bottroper verschiedener Kulturen und Milieus zur Mitgestaltung gewinnen.“

Ein weiterer Schritt im Rahmen des Projektes wird eine zweitägige Veranstaltung am 25. und 26. September sein. Am ersten Tag findet die Tagung „Gemeinschaftsgärten in der Stadt - Wissenschaft und Praxis im Dialog“ statt. Beteiligte aus ganz Deutschland, unter anderem von Umweltbehörden, Stadtplanungsämtern, Gartenprojekten sowie wissenschaftlichen Einrichtungen, sind zu einem Dialog über die Chancen und Herausforderungen des gemeinschaftlichen urbanen Gärtnerns und dessen sozialer Dimension eingeladen. Am zweiten Tag wird ein „Mitmach-Fest“ am Kulturhof veranstaltet. Das Fest steht ganz im Zeichen des Gartens als Ort der Erholung, der Naturerfahrung, des Lernens aber auch als Ort der nachhaltigen Produktion von Lebensmittel. Auf dem „Mitmach-Fest“ wird sich daher alles um die Themen „Gartenbau, Naturschutz, gesunde Ernährung und klimagerechte Stadtentwicklung“ drehen. Hobby- und Profigärtner, Naturliebhaber und Klimaschützer sowie weitere kulturelle Gruppen werden das Fest aktiv mitgestalten, um so Besuchern die Freude am Gärtnern zu vermitteln und für Themen der Nachhaltigkeit, des Klima- und Naturschutzes zu begeistern.

Stärkung des Gemeinsinns

Zum Hintergrund: Das Projekt „GemeinSinnschafftGarten“ ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für eine Förderung im Rahmen des „Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt“ ausgewählt worden. Urbane Gärten holen nicht nur ein Stück Natur zurück in die Stadt und steigern die Lebensqualität, sondern durch gemeinsames Pflanzen und Ernten wird der Gemeinsinn der Bürger gestärkt.

Die im öffentlichen oder privaten Raum angelegten Gärten sind ein Ort der Begegnung für alle Bevölkerungsgruppen. Diesen sozialen und ökologischen Wert wollen die beiden Projektpartner für Bottrop nutzbar machen. Gemeinsam mit den Bewohnern des innerstädtischen Raums sollen an öffentlichen Orten gemeinschaftlich genutzte urbane Gärten geschaffen werden.

Das „Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt“ zeigt, wie die Forschung eine nachhaltige Entwicklung der Stadt ermöglicht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen und Wirtschaft kluge Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen.

Austausch mit der Forschung

Egal ob Klimaanpassung, Energiesicherheit, gute Arbeit oder das soziale Miteinander: die Antwort darauf muss auf kommunaler Ebene verwirklicht werden können. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bildungsministeriums gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Das Ziel der Jahre: Sie sollen dazu beitragen, dass der Austausch zwischen Öffentlichkeit und Forschung verstärkt wird.