Bottrop. . Wie Rennfahrer erkunden Schulkinder zu Fuß die Strecke. In der Bottroper Jugendverkehrsschule üben sie dann das richtige Anfahren und Linksabbiegen.

Reinhard Lücke macht den Clown. Witzig sieht das aus, wie der Verkehrserzieher beim Umsehen den Kopf schief hält und sich den linken Arm zu verrenken scheint, wenn er auf den kleinen Straßen der Jugendverkehrsschule die richtigen Handzeichen vormacht. Die Kinder aus der Klasse 4 b der Astrid-Lindgren-Schule kichern, aber sie schauen ganz genau hin, was der Mann vor ihnen da macht. Darauf kommt es Lücke an. Der frühere Polizeibeamte will die volle Aufmerksamkeit der Grundschüler gewinnen. Einfach ist das nicht. Es toben nebenan auf dem Schulhof gerade andere Kinder in ihrer Pause nach Herzenslust auf einer Schaukel. Da wandert immer wieder ein neugieriger Blick aus der Gruppe der Viertklässler hinüber.

Pedale auf zwei Uhr

„Ich übertreibe jetzt mal“, ruft Lücke den Kindern dann zu, die in einer Reihe auf ihren Rädern vor ihm sitzen. Fahrradfahren können die Schüler. Doch wie sie sich im echten Straßenverkehr sicher verhalten, das sollen sie am Maybachweg auf dem Rundlauf der Verkehrswacht nach und nach lernen. Heute geht es ums richtige Anfahren und ums Linksabbiegen.

Verkehrswacht lobt die Stadt

Das aktuelle Konzept der Schulung in der Jugendverkehrsschule hat Reinhard Lücke entworfen. Der Verkehrslehrer war Erster Polizeihauptkommissar und früher auch Leiter der Verkehrssicherheitsberatung bei der Polizei.

Treibende Kraf t beim Aufbau der Jugendverkehrsschule ist Rolf Grubinski gewesen. Der Polizeibeamte war auch lange Zeit als Verkehrssicherheitsberater für Bottrop tätig. Bis 2007 war er dann auch an der Jugendverkehrsschule im Einsatz. Begonnen hatte die Radfahrausbildung der Schüler mit einem gesponserten Bus.

Großes Lob erhält die Stadt. Die Zusammenarbeit sei ganz hervorragend, weil die Unterstützung der Stadt geradezu vorbildlich sei, heißt es bei der Verkehrswacht.

Den Kindern macht das Freude. „Machen wir das öfter? Das macht richtig Spaß“, ruft Lukas lange bevor die Übungen vorüber sind. Er steht mit seinem Fahrrad gerade an erster Stelle. „Pedale auf zwei Uhr, linker Fuß oben drauf, rechter Fuß auf den Bürgersteig“ erklärt der Verkehrserzieher ihm. Halt, noch nicht losfahren. „Immer auf der rechten Seite des Fahrrades stehen“, rät Lücke den Kindern. Denn das schützt sie vor Autos, die vorbei fahren, und daran müssen die Kinder ja auch noch denken, bevor sie starten können. „Umsehen, Schulterblick, Handzeichen, Hand an den Lenker“, sagt Lücke - und los fahren.

Das Anfahren klappt schon ganz gut, auch wenn nicht alle immer alles richtig machen. „Einige holen Schwung wie bei einem Tretroller“, beobachtet Rolf Grubinski (67). Der pensionierte Polizeibeamte ist Lückes Vorgänger. Jahre lang hatte er sich um die Jugendverkehrsschule gekümmert. „Die motorischen Fähigkeiten der Kinder lassen nach“, sorgt er sich. „Auch in den vierten Klassen gibt es heutzutage Kinder, die nicht Radfahren können“. Die Schüler aus der Klasse 4 b können das aber schon ganz gut. Sein Nachfolger, Reinhard Lücke, versteht es, die Kinder in seinen Bann zu ziehen. „Was machen Formel-eins-Fahrer, bevor sie über eine neue Piste fahren?“, fragt er. „Sie gehen die Strecke zu Fuß ab. Los, das machen wir auch“, fordert er seine Schüler auf. Schritt für Schritt erkunden sie den Parcours. Beim Linksabbiegen gibt dann zwar hin und wieder ein Kind mit dem falschen Arm das geforderte Handzeichen. „Wenn Ihr links abbiegt, welchen Arm nehmt Ihr dann noch mal?“, ruft Verkehrswacht-Mitarbeiter Holger Wandhöfer schnell. Das ist alles nicht so schlimm. „Hier kann ja nichts passieren. Wir sind ja im Schonraum“, meint Rolf Grubinski und lobt: „Diese Anlage hier hilft ungemein“.