Bottrop. . Der DB-Haltepunkt an der Horster Straße in Bottrop macht einen ungepflegten Eindruck. Die behindertengerechte Modernisierung kommt seit Jahren nicht voran.

Der Bahnhof Boy ist noch immer eine Baustelle. Baken stehen an der erneuerten Treppe zum Bahnsteig 2 zwischen dem Geländer und dem Bürgersteig der Horster Straße. Ohne sie liefen Bahnkunden Gefahr, den Hang zu den Gleisen hinab zu stürzen.

Zugänge zu den Bahnsteigen, die auch Menschen mit Behinderungen, ältere Leute, Eltern mit Kinderwagen oder Radfahrer weniger beschwerlich benutzen könnten, fehlen noch immer. Alle Fahrgäste müssen die steilen Treppen hinab oder hinauf. „Da muss ein Fahrstuhl hin“, bekräftigt Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski eine Forderung der Stadt an die Deutsche Bahn, und er beklagt: „Da ist vieles in chaotischen Zuständen“.

Höhe der Bahnsteige ein Problem

Der SPD-Vertreter will wissen, ob es mit der Modernisierung des Haltepunktes der Bahn in der Nähe des Boyer Marktplatzes weiter geht. Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollen in der kommenden Woche die Bezirksvertretung Süd auf den neuesten Stand bringen. „Wir dürfen die Farbe von Lärmschutzwänden auswählen, die viel wichtigeren Dinge für die Menschen packt die Bahn aber nicht an“, kritisiert der Bezirksbürgermeister flapsig den Stillstand in der Boy. „Überall baut die Bahn ihre Bahnhöfe behindertengerecht aus. Doch am Bahnhof Boy passiert nichts. Das ärgert mich“, sagt er.

Vorsicht an der Bahnsteigkante

Himmel hilf, ist das kurios. Verstehen wir das richtig? Behindertengerecht umbauen dürfte die Stadt die Zugänge zu den Gleisen am Bahnhof Boy eigentlich seit über 15 Jahren? Für neue behindertengerechte Bahnen wären die alten Bahnsteige aber zu hoch?

96 Zentimeter hoch ist in der Boy der Bahnsteig, 76 Zentimeter niedrig der Fußboden der neuesten Bahnen. Anderswo ist das übrigens umgekehrt. 76 Zentimeter niedrig ist der Bahnsteig, 96 Zentimeter hoch der Boden älterer Züge. Bis sich da alle auf eine einheitliche Höhe für Bahnsteige wie Bahnböden geeinigt haben, dürfte im Bahnbehörden-Dschungel viele Jahre dauern.

Dabei wäre eine Zwischenlösung so einfach: Neueste Bahnen fahren nur da, wo Bahnsteige niedrig genug sind. An höheren Kanten wie in der Boy halten nicht ganz so neue Bahnen an. Ein behindertengerechter Fahrstuhl wäre da zwischenzeitlich locker drin.

Denn getan hat sich seit Jahren nichts am Bahnhof Boy. Die Baken standen auch schon im Sommer 2012 oben an der Treppe. Auf der anderen Seite der Bahngleise durchziehen Risse die alten Stufen zum Bahnsteig 1. In einigen sind Löcher, weil der Beton abplatzte. In den provisorisch hergerichteten Park-and-Ride-Parkplatz auf der anderen Seite der Horster Straße haben die Autofahrer etliche Schlaglöcher gefahren. Der Schotterplatz ist übersät mit Pfützen. An Bahnhof wie Parkplatz sprießen hohe Sträucher und Kräuter.

Eine Rampe würde für Rollstuhlfahrer zu steil

„Es muss am Bahnhof Boy jetzt irgendwie weiter gehen“, fordert der Bezirksbürgermeister und will dies in Kürze mit Oberbürgermeister Bernd Tischler abklären. „Wir müssen das wohl zur Chefsache machen, damit es voran geht“, sagt Kucharski. Den Bau der von vielen geforderten Rampe als Zuweg zu den Bahnsteigen verwirft der SPD-Vertreter. „Diese müsste so steil angelegt werden, dass sie kein Rollstuhlfahrer überwinden könnte“, sagt er. Als Problem für den behindertengerechten Umbau des Bahnhofs erweise sich aber auch die Höhe der Bahnsteige. Der Stadt ist der Umbau bei einer Bahnsteighöhe von 96 Zentimetern per Vertrag von 1997 zugesichert. Für moderne behindertengerechte Niederflur-Bahnen mit ihren 76 Zentimeter niedrigen Böden wäre das aber zu hoch.