Bottrop. . Ihre Schilder benennen alte Flöze und erinnern an Bergbau-Unternehmer oder Gewerkschaftsführer. Die Stadt Bottrop pflegt diese Tradition bis heute. Doch auf den ersten Blick erkennt dies nicht jeder.

Stößt in Bottrop nicht jedermann auf Schritt und Tritt auf Pütts und alte Kumpel in den Straßennamen? Dass es in der Stadt mit ihrer über 150 Jahre langen Bergbautradition eine Bergbaustraße, ja eine Glückaufstraße oder die Knappenstraße gibt, geschenkt! So viele Straßen beziehen sich aber auch wieder nicht auf den Bergbau, findet Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski. Der Mann wird es wissen. Schließlich sind es die Bezirksvertreter, die den Straßen der Stadt Namen geben.

Über 810 Straßennamen gibt es in der Stadt, höchstens 60 von ihnen dürften etwas mit dem Bergbau zu tun haben. Dennoch: Das Bergmännische auf ihren Straßen pflegt die Stadt bis heute. „Auf den ersten Blick erkennt das nur nicht jeder“, meint Kucharski, und verweist auf jene Straßen, die Ende der fünfziger Jahre nach alten Flözen unter Tage benannt wurden: Sonnenschein zum Beispiel oder Röttgersbank, Dickebank und Zollverein. In der Siedlung zwischen Paßstraße und Ostring liegen diese Straßen.

Kein Selbstläufer

Bergbau-Spezifisches spielt ja auch bei den Namenspatronen noch immer eine Rolle. „Erst vor Kurzem ist eine neue Straße nach Hugo Reckmann benannt worden“, sagt Martina Wortmann, Mitarbeiterin im Katasteramt. Reckmannallee heißt die Straße. Sie führt von der Horster Straße in das neue Wohngebiet, das um den früheren Fußballplatz des SV Rhenania entstand. „Wegen der Nähe zur ehemaligen Zeche Arenberg-Fortsetzung bot sich die Namensgebung an dieser Stelle an“, meint Martina Wortmann. Denn Bergassessor Reckmann war Vorstandsmitglied und technischer Leiter der Arenberg AG.

An aktuellen wie stillgelegten Zechen ballen sich ohnehin die bergbaunahen Straßennamen. „Spontan fällt mir da das Gelände der früheren Zeche Prosper III ein“, meint der Bezirksbürgermeister. Zum Prosper-Park, Schild-Straße, Am Skip-Schacht oder auch Heinrich-Guthermuth-Straße und Friedrich-Bitter-Weg heißen seit Anfang der neunziger Jahre die Straßen und Wege rund um den Park in der Innenstadt. Selbstverständlich sind Straßenbezeichnungen mit Bezug zum Bergbau aber nicht. Kucharski erinnert sich da an einen Vorschlag für eine neue Straße in Ebel. „Querschlag lautete der Vorschlag. Das klang uns zu blöd. Im Querschlag war es dann irgendwie auch nicht“, erzählt er. Da griffen die Bezirksvertreter schon lieber die Idee von Privatleuten auf und benannten die neue Straße in der historischen Bergarbeitersiedlung nach einem ehemaligen Ebeler Schulleiter. Dirigent und Chorleiter war dieser Rektor schließlich ja auch noch, und er gründete den Fußballverein VfR Ebel. Künftig erinnert an ihn die Max-Stieler-Straße.

Bezirksvertreter geben den Straßen Namen

Straßen zu benennen, ist Sache der drei Bezirksvertretungen. Um einen Namen zu bekommen, muss eine Straße mindestens 150 Meter lang sein. Bei Bundesstraßen, Landstraßen oder Kreisstraßen vergibt der Rat die Namen. Die Bürger können Vorschläge machen. „Das kommt auch öfter vor“, sagt Martina Wortmann. Das Katasteramt sammelt diese Ideen erst einmal. Es arbeitet aber auch eigene Vorschläge aus.

Eine Liste bergbaunaher Straßennamen in Bottrop 

Hier eine Übersicht über die Straßen mit Bezug zum Bergbau ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Althansstraße: benannt nach Oberberghauptmann Richard Althans (1862-1939)
Am Skip-Schacht: 1907 bis 1979 Förderstandort auf der Zeche Prosper III,
August-Schmidt-Weg: Gewerkschaftsvorsitzender der IG Bergbau
Bannizastraße: Geheimer Bergrat Hermann Banniza (1852 - 1908)
Barbarastraße: nach Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute
Baurstraße: Berghauptmann Heinrich Baur (1846 - 1925),
Bergbaustraße: benannt nach der Hauptindustrie in Bottrop
Bergiusstraße: Chemiker Friedrich Bergius (1884-1949, Kohlehydrierung, 1937 Nobelpreis mit Bosch
Carl-Heinz-Stephan-Straße: Vorstand Rheinstahl Bergbau (1904 - 1989),
Cleffstraße: benannt nach Berghauptmann Wilhelm Cleff (1861-1932)
Clemens-Kraienhorst-Straße: Mitbegründer der IG Bergbau.
Dickebank: Flözbezeichnung
Fortsetzungstraße: liegt an der früheren Zeche Arenberg-Fortsetzung
Friedrich-Bitter-Weg: Assessor des Bergfachs (1930-1971),
Fuchsstraße: nach Berghauptmann Dr. Ottmar Fuchs
Gerhard-Küchen-Straße: Kommerzienrat der Gewerkschaft Matthias Stinnes (1861-1932),
Glückaufstraße: nach dem Bergmannsgruß Glückauf
Gräffstraße: nach Berghauptmann Georg Michael Gräff (1853-1906)
Hanielstraße: nach Franz Haniel (1779-1868),
Harkortstraße: nach Industriepionier Friedrich Harkort (1793-1880),
Haßlacherstraße: nach Jakob Haßlacher,(1869-1940), Generaldirektor der Rheinischen Stahlwerke
Heinrich-Guthermuth-Straße: IGBE-Gewerkschaftschef (1898-1977),
Heinrich-Kämpchen-Straße: Bergarbeiterdichter (1847-1912),
Hugo-Reckmann-Straße: Bergassessor bei Rheinstahl (1880-1963),
Hugo-Stinnes-Straße: Führer der Stinnes-Zechen (1870-1924),
Husemannstraße: Bergarbeiterführer Friedrich Ernst Husemann (1873-1935),
Huyssenstraße: Louis Hyssen, Mitbegründer der Arenberg AG
Imbuschstraße: Gewerkschaftsführer Heinrich Imbusch (1878-1945)
Knappenstraße: Arbeitsweg der Bergknappe, führt zu Prosper II,
Krümmerstraße: Oberbergrat Gisbert Krümmer (1856-1932),
Kurt-Feller-Straße: Bergwerksdirektor der Rheinischen Stahlwerke,
Liebrechtstraße: Franz Liebrecht, Leiter des Oberbergamtes in Dortmund von 1906-1919,
Matthias-Stinnes-Platz: Großindustrieller (1790-1845),
Morianstraße: Daniel Morian, Mitbegründer der Arenberg AG (1856-1887),
Oskarstraße: Oskar von Waldthausen, Aufsichtsratsmitglied der Arenbergschen AG (1854-1906)
Otto-Krawehl-Straße: Bergassessor und Aufsichtsratsmitglied der Arenberg AG (1875-1936),
Paul-Schlesinger-Straße: Betriebsratsvorsitzender der Rheinstahl AG (1888-1961),
Prosperstraße: führt an der Zeche Prosper II entlang,
Reckmannallee: Vorstand von Rheinstahl (1880-1963),
Rheinstahlstraße: nach den Rheinischen Stahlwerken, später Rheinstahl-Bergbau
Robert-Brenner-Straße: Generaldirektor Arenberg AG (1862-1935),
Röttgersbank: Flözbezeichnung,
Sarterstraße: nach Oberbergrat Franz Sarter (1866-1924),
Schantzstraße: Oberberghauptmann Karl Schantz (1863-1936),
Scharfstraße: geheimer Oberbergrat Dr. Otto Scharf (1854-1935)
Schild-Straße: nach dem ersten Abbaubetrieb des Ruhrgebietes im Schildausbau auf Prosper II
Schürmannstraße: nach der Reederei Schürmann, die den Rheinischen Stahlwerken angegliedert wurde
Sonnenschein: Flözbezeichnung im Bergbau
Steigerstraße: Wohnstraße der Steiger von Prosper II,
Taeglichsbeckstraße: nach Berghauptmann Otto Taeglichsbeck (1838-1903),
Velsenstraße: nach Oberberghauptmann Gustav Julius von Velsen (1847-1923)
Waldthausenstraße: nach Ernst von Waldthausen, Gründer der Arenbergschen AG für Bergbau und Hüttenbetrieb (1811-1883)
Walter-Spindler-Straße: Generaldirektor der Stinnes-Zechen,
Zollverein: Flözbezeichnung im Bergbau
Zum Prosperpark: führt zum Emscherparkprojekt Prosperpark.