Bottrop. . Drei Pädagoginnen geben Tipps, wie Familien sich für den Schulstart fit machen können. Lernanfänger müssen noch keine Buchstaben kennen.

Für rund 1000 i-Dötze beginnt in knapp zwei Wochen die Schule. Diese Zeit können Familien noch nutzen, um die Kinder auf ihren neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Tipps dazu geben Annemarie Goßmann-Bocklenberg, Mitglied im Kompetenzteam für Lehrerfortbildung und Leiterin der Fichteschule, Konrektorin Angela Kiel sowie Lehrerin Yvonne Jurgasz.

Schulweg üben

„Mit Erstklässlern sollte auf jeden Fall der Schulweg geübt werden“, sagt Jurgasz. Sie sollten auf Gefahren hingewiesen und fit gemacht werden für den Straßenverkehr. Dabei darf das Training ruhig schon mit Tornister auf dem Rücken stattfinden, damit sich die i-Dötze an das Gewicht gewöhnen. An Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen, appelliert Goßmann-Bocklenberg: „Bitte die Kinder ein Stück vor der Schule an einem geeigneten Ort absetzen.“ Dadurch würden nicht nur Gefahrensituationen durch den starken Schüler-Bring-Verkehr vor der Schule vermieden. Man unterstützt die Kinder auch in ihrer Selbstständigkeit. „Man kann den Kindern ruhig zutrauen, ein Stück des Weges selbst zu gehen“, so die Schulleiterin. Und auch den Tornister selbstständig in die Klasse zu tragen.

Selbstständigkeit fördern

Ein bestimmter Grad an Selbstständigkeit ist in der ersten Klasse gefordert. Sich eigenständig anziehen und am besten eine Schleife binden können, gehören dazu. Die Fachfrauen raten auch dazu, die Kinder daheim kleine Aufgaben im Haushalt übernehmen zu lassen.

Beim Spielen lernen

Bei gemeinsamen Gesellschaftsspielen lernen die Kinder zum Beispiel abzuwarten, bis sie an der Reihe sind.
Bei gemeinsamen Gesellschaftsspielen lernen die Kinder zum Beispiel abzuwarten, bis sie an der Reihe sind. © WAZ FotoPool

Die Zeit vor dem Schulstart sollte zum Spielen und Austoben im Freien genutzt werden, raten die Pädagoginnen. „Kinder brauchen Bewegung. Und sie lernen dabei ganz viel.“ Auch gemeinsame Gesellschaftsspiele haben Lerneffekte – so bekommen die Kinder z.B. eine Vorstellung von Zahlen, sie lernen Verlieren und Abwarten, bis sie an der Reihe sind. Sie konzentrieren sich auf eine Sache, indem sie sie zu Ende bringen. Und auch das Malen (mit verschiedenen Stiften), Basteln oder Kneten sollten Eltern ruhig fördern – „das stärkt die Feinmotorik der Hand“, so Goßmann-Bocklenberg. Und das wiederum ist wichtig fürs Schreiben.

An Rhythmus gewöhnen

In der letzten Woche der Ferien ist es sinnvoll, die Kinder an den kommenden Schulrhythmus zu gewöhnen. Anders als vielleicht noch im Kindergarten müssen sie ab jetzt pünktlich sein. Also: „Morgens zeitig aufstehen und die Möglichkeit geben, in Ruhe zu frühstücken“, so Goßmann-Bocklenberg. Für die Konzentration sei es wichtig, etwas im Magen zu haben. Denn die erste Pause, in der die Kinder etwas essen können, ist erst um 9.30 Uhr.

Material gemeinsam besorgen

Die meisten Schulen geben vor den Sommerferien Listen mit dem benötigten Material heraus. Das kann mit den Kindern zusammen besorgt werden – „dadurch rückt die Schule näher“, weiß Jurgasz. Beim Schultornister packen sollte man „Kindern helfen, es selbst zu tun“.

Entspannt bleiben

Bange machen gilt nicht – und deshalb sollte etwa vor dem Schulstart nicht vom „Ernst des Lebens“ die Rede sein. Und: Lernanfänger müssen weder Buchstaben, noch Zahlreihen, noch die Uhr schon kennen. Schwimmen müssen sie auch nicht können – aber sie sollten ans Wasser gewöhnt sein. Was zudem zu Schulbeginn schon als Ritual etabliert sein sollte: das gemeinsame Gespräch über den Tag. „So bekommen Eltern schnell mit, wenn es Probleme gibt“, so Kiel. Tipp, falls Kinder nichts erzählen mögen: Als Erwachsener auch selbst vom Tag berichten. Das motiviert.

Fünftklässler fahren mit dem Rad oder dem Bus zum Unterricht 

Sicher radeln will geübt sein, Szene aus einer Fahrradprüfung.
Sicher radeln will geübt sein, Szene aus einer Fahrradprüfung. © Winfried Labus/WAZ-FotoPool

In der übersichtlichen Grundschule waren sie die alten Hasen – an der größeren weiterführenden Schule sind sie wieder die unerfahrenen Kleinsten: Wie angehende Fünftklässler sich auf ihren Neu-Start vorbereiten können, auch dazu geben die Pädagoginnen der Fichteschule einige Tipps.

Schule kennen lernen

Gemeinsam mit den Eltern können die Kinder im Vorfeld ihre zukünftigen Schule besuchen, um diese schon einmal kennenzulernen. Dazu bietet sich etwa ein Tag der offenen Tür an. Ist der Schulalltag angelaufen, sollten Eltern weiterhin wie in der Grundschulzeit Interesse zeigen, mit ihren Kindern und mit der Schule im Gespräch bleiben, raten die Fachfrauen.

Neuer Weg

Der Weg zur weiterführenden Schule ist nicht nur neu für die Fünftklässler, er ist oft auch weiter als der zur Grundschule. Wer ab jetzt mit dem Drahtesel fährt, sollte sicher Fahrrad fahren können und die Strecke vorher üben. „Eltern sollten mit den Kindern Gefahrenpunkte besprechen, zunächst den Weg mit ihnen zusammen fahren, sie dann bei der Fahrt beobachten“, rät Schulleiterin Annemarie Goßmann-Bocklenberg. Ist der Bus das Transportmittel der Wahl, sollte vorher das Busfahren geübt und das Verhalten im Bus trainiert werden. Wer sein Kind mit dem Auto zur Schule bringt, macht das dann besser nicht in allerletzter Sekunde, so die Fachfrauen: „Für ein Kind ist es peinlich, zu spät zu sein.“

Auf Tagesablauf einstellen

Sinnvoll ist es, sich schon zum Ende der Sommerferien hin auf die kommenden Unterrichtszeiten einzustellen. Dazu gehört es, rechtzeitig aufzustehen, damit beim Schulstart nicht schon morgens Hektik ausbricht. Ein gemeinsames Frühstück mit der Familie ist ein guter Start in den Tag, finden die Pädagoginnen. Mit Blick auf den Nachmittag raten sie dazu, nicht zu viele andere Belastungen in die – nun tendenziell längere – Hausaufgabenzeit zu legen.

Druck raus nehmen

Auch die Eltern selbst können sich auf die weiterführende Schule vorbereiten – indem sie sich an den Gedanken gewöhnen, dass es nicht unbedingt mit den Einsern, die sie aus der Grundschulzeit von ihrem Kind gewohnt sind, weiter geht. „Druck raus nehmen“, ist daher auch ein Tipp der Fichteschule-Lehrerinnen zum Wechsel nach Klasse vier.