Bottrop. Das Bottroper Musuem für Ur- und Ortsgeschichte verfügt über eine der größten naturkundlichen Sammlungen. Gezeigt wird weniger als ein Prozent der Bestände. Die Sammlung ist ständig Gegenstand wissenschaftlicher Forschung.
Das Museum für Ur- und Ortsgeschichte ist ein kleines Museum. „Aber nur, was die räumliche Ausdehnung angeht, denn die Sammlung gehört zu einer der ganz großen, die Eiszeitsammlung ist sicherlich eine der umfangreichsten in Europa“, sagt Andreas Sarazin. Der wissenschaftliche Mitarbeiter, der die großen naturhistorischen Bestände aber auch die ortsgeschichtliche Sammlung betreut, führt durch die Depots des Hauses.
Die liegen in den Kellerräumen unterhalb der Eiszeithalle des Neubaus, aber auch unter der alten Bürgermeistervilla, die seit der Eröffnung im letzten Jahr wieder die neu konzipierte und eingerichtete Dauerausstellung zur Natur- und Heimatgeschichte Bottrops beherbergt.
Anfänge vor dem zweiten Weltkrieg
Unter der Eiszeithalle mit Bottrops berühmten Mammut bewahrt das Haus die riesige Fossiliensammlung auf. Wo früher die Museumswerkstatt war, liegen jetzt sorgfältig in Kartons verpackt Versteinerungen oder Ablagerungen aus der Frühzeit, nicht nur Bottrops, sondern auch anderer Regionen. Damals, seit den 1930er Jahren, habe das dann noch junge Museum buchstäblich alles gesammelt, was erhältlich war oder angeboten wurde, so Sarazin. Der Naturwissenschaftler, der u.a. auch für das Ruhr Museum arbeitet, würde dem Bestand heute zum Beispiel keine Funde mehr aus dem Mittelmeerraum hinzufügen. Man beschränkt sich auf das, was unmittelbar mit Bottrop und dessen Entwicklung in der Region von Bedeutung ist.
Die wissenschaftliche Arbeit, die Ausleihe an andere naturkundliche Museen und der Erhalt der Sammlung sind die großen Aufgabenfelder, die sich hinter den Kulissen abspielen. „Was wir hier in der urgeschichtlichen Abteilung tatsächlich zeigen können, sind wohl noch nicht einmal ein Prozent der Bestände“, so der Wissenschaftler, der Biologie, Geografie und Biochemie studierte. Aber wer will auch schon 54 linke Hüften eines Wollnashorns sehen. Was für die Forschung wichtig ist, sagt Besuchern oft wenig.
Die Depots bergen die Originale, während oben in der Ausstellung oft Kopien zusehen sind. „Eine gängige Museumspraxis, denn das Mammut zum Beispiel soll ja der Nachwelt erhalten bleiben“, sagt Sarazin.
Auch der Inhalt der zahlreichen Urnen des großen bronzezeitlichen Gräberfeldes, das von Arno Heinrich freigelegt wurde, ist für Besucher natürlich nicht interessant. Dies alles ruht in Kartons in den Katakomben. Aber eine Wissenschaftlerin untersucht gerade die Inhalte und erhofft sich Rückschlüsse auf Alter, Geschlecht und Ernährung der Menschen, die einst hier lebten. So wird die urgeschichtliche Sammlung auf einmal neu spannend.
Auch Alltagsgeschichte kommt zum Zuge
In den Depots des Museums für Ur- und Ortsgeschichte - dazu gehören auch zwei Außenstellen in der Janusz-Korczak-Schule und der Ludgerusschule - sind auch Bestände anderer Sammlungen zu finden, die dem Haus übereignet oder von Bottrop erworben wurden. Gesammelt wird in der Stadt seit den 30er Jahren. Damals war das alte Heimatmuseum noch im früheren Marienhospital am Kreuzkamp untergebracht.
Der ortskundliche Teil birgt Exponate unterschiedlichster Art. Ein geschnitzter Türsturz mit Wappen ist ein letztes größeres Relikt, das von der Innenausstattung der alten Knippenburg übrig blieb. Wer im zweiten Raum der Katakomben die Rollschränke öffnet, stößt auf Bergbau-Utensilien - aber auch auf das Filmarchiv des Museums. Auf dem Tisch liegt eine moderne Angelrute vom Angelverein Petri Heil: „Ich werte nicht, ich sammele erst einmal, was für Bottrop relevant sein könnte“, sagt Andreas Sarazin. Fazit: Hinter jedem Objekt steht immer auch eine Geschichte.