Bottrop. . Mit Spezial-Jeeps fahren die Besucher den Förderberg des Bergwerks hinab. Von hier wird die gesamte Kohle ans Tageslicht auf Prosper II befördert

Peter Skrzypczak startet den Motor, der Diesel dröhnt und der Steiger gibt Gas. Wobei: Gas gaben ist in dem Fall relativ. Der Motor des Spezial-Geländewagens läuft zwar unter Vollgas, doch mehr als 20 Stundenkilometer sind nicht drin. Kein Wunder bei Geländeübersetzung und nur zwei Gängen. So fährt er – gemeinsam mit einem Kollegen, der einen zweiten Jeep steuert, die WAZ-Leser den Förderberg hinab in 786 Meter Tiefe.

2000 Tonnen in der Stunde

In der Werkshalle wir die Technik erläutert.
In der Werkshalle wir die Technik erläutert. © Labus / FUNKE Foto Services

Die Strecke: Schmaler als mancher Feldweg und bergab verläuft auf der rechten Seite das Förderband. Über dieses Band kommt die Kohle vom Bergwerk Prosper-Haniel am Standort Prosper II an der Knappenstraße ans Tageslicht. Bis zu 2000 Tonnen kann das Band in der Stunde transportieren. Gleichzeitig schafft es die Berge, also das Gestein, das beim Kohleabbau mit anfällt, wieder in die Tiefe. Dort wird es zum Schacht Haniel an der Fernewaldstraße transportiert, wieder nach oben befördert und per LKW auf die angrenzende Halde Schöttelheide gebracht. Die Fahrt in die Tiefe, sie ist heiß, drückend und feucht. Die Fahrer haben die Scheibenwischer eingeschaltet, von innen wischen sie regelmäßig mit einem Tuch über die Scheibe – freie Sicht kann nicht schaden. Zwar führt der Weg rund 3,6 Kilometer lang schnurgerade in die Tiefe, doch ist er eben, wie erwähnt an einigen Stellen sehr eng. „Das ist ein Gefälle von 22 Prozent“, sagt Skrzypczak. Ohne Allrad und Geländerübersetzung käme kein Wagen runter und hoch.

Aussteigen in 700 Meter Tiefe, allein beim Stehen rinnt den Lesern der Schweiß. Zum Glück haben sie die klassische Bergmannskluft an. Hemd, weiße Hose und Jacke, dazu ein Halstuch, das den Schweiß etwas auffangen kann. Für ein Bergwerk ist es hier unten relativ sauber. Trotzdem beim Klettern über Leitern, und wenn es einmal gebückt unter einem der Förderbänder hergeht, bleibt die weiße Kluft nicht lange weiß.

Die Leser befinden sich nun etwa 800 Meter unterhalb von Brabus. Hier kommt die Kohle an, die im gesamten Bergwerk abgebaut wird. Das Wort „beeindruckend“ fällt zu diesem Zeitpunkt häufiger.

Zwei Jahre Bauzeit

1984 wurde mit dem Bau des Förderbergs begonnen, 1986 wurde er in Betrieb genommen. Ein solches Projekt ist einmalig, das gibt es in keinem anderen Ruhrbergwerk, erklärt Jörg Henning von der Öffentlichkeitsarbeit des Bergwerks. Das sei auch ein Standortvorteil und sei mit ein Grund, warum das Bottroper Bergwerk erst 2018 als letzte deutsche Zeche überhaupt stillgelegt wird.

Die Geländewagen kosten rund 200 000 Euro 

Bevor es zum Umziehen in die Kaue geht, versorgt Jörg Henning die WAZ-Leser noch mit Details rund ums Bergwerk. Immerhin arbeiten hier noch 3267 Menschen. Zu besten Zeiten seien es über 4000 gewesen, sagt Henning. Anfang kommenden Jahres werde man die 4000er-Grenze wohl noch einmal überschreiten, „weil wir Mitarbeiter von Auguste Victoria in Mark übernehmen.“ Doch im Laufe des Jahres werde das Personal dann wieder Schritt für Schritt reduziert.

Auf Interesse stoßen auch die speziell umgebauten Geländewagen. Das die mal als G-Modell von Mercedes-Benz auf den Straßen unterwegs waren, ist allenfalls zu erahnen. Rund 200 000 Euro kostet so ein Wagen. Das Besondere: Der Motor ist speziell verkapselt, schließlich kann ein Funke unter Tage eine Katastrophe auslösen. Hinzu käme die eigens gefertigte Beleuchtung und die Lichtmaschine, zählt Peter Skrzypczak auf. Als Maschinenreviersteiger ist er am Förderberg, der Name sagt es, für alle Maschinen zuständig – auch für die Jeeps. Vier Stück stehen in der langen Halle, in der das Band endet. Die ist deshalb so lang, weil hier auch Reparaturen am Band durchgeführt werden müssen.

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