Bottrop. . Die „Tetraeder-Fahrt“ bildet den Auftakt der Sommer-Aktion. Höhepunkt war die Fahrt auf die Halde. WAZ und Vestische laden ein.

Der Weg war das Ziel. Zum Auftakt der gemeinsamen Sommerferien-Aktion von WAZ-Lokalredaktion und Vestische tourten 22 Leserinnen und Leser auf den Spuren der Buslinie 266 durch die Stadt. Mit dabei waren auch Busfahrer Andreas Stommel - seit 30 Jahren bei der Vestischen – und Stadtführer Holger Kröcher, der allerlei Geschichtliches wie Kurioses auf dieser „Tetraeder Tour“ zu erzählen hatte.

Es geht los am ZOB. „Das ist der schönste Busbahnhof des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr“, erzählt Norbert Konegen von der Vestischen. „Bundesweit einmalig ist der Baum, der durch das Dach wächst.“ 2000 Busse halten hier pro Tag, 20 000 Menschen steigen hier ein und aus.

Stadtführer Holger Kröcher hat am Ausgangspunkt der Tour natürlich gleich Geschichtliches parat: Fast jede Stadt besitzt heutzutage ihren Berliner Platz. Doch früher, so erfahren die Tourteilnehmer, hieß dieser Platz in Bottrop schlicht „Trappenkamp“. Auch eine repräsentative Kaiser-Wilhelm-Statue stand hier vor 100 Jahren - wie damals in fast jeder deutschen Stadt.

Stadtrechte als Telegramm

Busfahrer
Busfahrer © FUNKE FotoServices

Doch wie wurde Bottrop eigentlich zur „Stadt“? Obwohl Bottrop rasant wuchs, war es schwierig, die Stadtrechte zu bekommen. „Erst nach dem 1. Weltkrieg, am 21. Juli 1919, gab es diese Stadtrechte mit einer eigenartigen Urkunde“, sagt Kröcher und zeigt die Kopie des Dokumentes. „Ein königlich-preußisches Telegramm war über 60 Jahre das einzige Schriftstück, das diese Stadtrechte belegte.“

Vorbei an den Skulpturen der Marie-Curie-Schule geht es entlang der Paßstraße zum Alten Friedhof. „Hier gibt’s sehr viel Geschichte“, stellt der Stadtführer fest und erzählt am Grab der Familie Albers über Leben und Werk von Josef Albers. „Ein Bottroper Künstler mit Weltruhm“, sagt Kröcher.

Batenbrocker Bergbausiedlung

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Die Tour führt durch die Batenbrocker Bergbau-Siedlung, deren Häuser aus den 20er Jahren stammen, vorebi an der Skulptur eines unbekannten Künstlers im Schatten der Bäume An der Hasenegge. „Das Kunstwerk war einst stark zugewachsen. Im Rahmen der Aktion ,Wir holen die Kunstwerke zurück’ wurde die Skulptur freigelegt.“ Kröcher verweist auf die Ähnlichkeit zu Skulpturen des Künstlers Henry Moore.

Nun verlässt der Bus seine übliche Route, passiert die sonst geschlossene Schranke an der Zufahrt zum Tetraeder. „Bitte Sitze aufrecht stellen, Anschnallen und das Rauchen einstellen“, ruft der Begleiter. Und schon geht’s auf zunächst schattiger Straße aufs Haldenplateau. Angekommen reicht der Blick weit über das Ruhrgebiet. „Endlich bin ich mal hier oben“, freut sich ein Leser.

Vom Tetraeder zur Zeche Arenberg Fortsetzung 

Während die Blicke schweifen, beginnt der Rundweg über die Halde. Wer mag, kann sich derweil daran machen, die drei Plattformen des Tetraeder zu erklimmen. „Die höchste Plattform liegt in 35 Metern Höhe“, erläutert Holger Kröcher und warnt. „Wer aufsteigt, sollte schwindelfrei sein.“ Doch die meisten Leser heften sich an die Fersen des Stadtführers, der zunächst vom schwierigen Bau dieser Landmarke berichtet. „Die Halde brennt. Und beim Bohren für die Grundkonstruktion wurden die Temperaturen so hoch, dass man doch Nassbohren musste“, so Kröcher. „Es war eine Meisterleistung, das Wasser dafür auf die Halde zu pumpen, aber es kostete auch.“

Art déco in der restaurierten Lohnhalle der Zeche Arenberg Fortsetzung liefert lohnende Fotomotive.
Art déco in der restaurierten Lohnhalle der Zeche Arenberg Fortsetzung liefert lohnende Fotomotive. © FUNKE FotoServices

Skihalle, Skydiving-Turm, Zeche und Kokerei Prosper Haniel sowie die in der Ferne auszumachende Skyline von Essen, Schalke Arena Halde Rungenberg und das Observatorium Hohe Wart - all das ist an diesem sonnigen Tag von der Halde zu erblicken. Und der Stadtführer hat viel zu erzählen. Fast fällt es schwer, sich von den grandiosen Ausblicken zu trennen, doch zum Abschluss der Tour wartet noch die Zeche Arenberg Fortsetzung. Der Weg führt in die Lohnhalle - in Jugendstil und Art déco, originalgetreu restauriert. Die Wenigsten waren schon mal hier. Und der Stadtführer erläutert den Hintergrund der niedrig angebrachten Schalter in der Fensterfront ringsum. „Nach 56 bis 60 Stunden Arbeit in der Woche konnten sich die Bergleute hier in devoter Haltung ihren Lohn abholen. Und abseits warteten die Ehefrauen, um das Geld entgegen zu nehmen.“