Bottrop. Musikschulleiter Ingo Broszka spricht in WAZ über die Pläne eines künftigen Sinfonieorchestersund des Bottroper Kammerorchesters. Für die ersten beiden Jahre stehen 20 000 Euro zur Verfügung
Braucht Bottrop ein Sinfonieorchester? Angesichts der Orchesterdichte, auch mit sehr guten Klangkörpern wie in Duisburg, Essen oder auch Gelsenkirchen in unmittelbarer Nähe, eine schwierige Frage. Aber als großes Bottroper Ensemble mit professionellem Anspruch und ebensolchen Musikerinnen und Musikern stellt sich die Situation schon anders da. Kulturausschuss, Kulturamt, die Musikschule, die beim Aufbau eines mittelfristig auf 40 bis 50 Musiker angelegten Orchesters federführend sein wird, sehen in der Stadt durchaus Bedarf für einen neuen, eigenen Klangkörper.
Ingo Brzoska, neben Jürgen Slak Leiter der städtischen Musikschule, will das Projekt inhaltlich und organisatorisch anschieben. Vor dem Hintergrund der Leitungsvakanz beim traditionsreichen Bottroper Kammerorchester (BKO) nach dem überraschenden Rückzug von Kai Röhrig vor einigen Wochen (die WAZ berichtete) scheinen die musikalischen Karten in der Stadt jedenfalls neu gemischt zu werden.
Für Brzoska eine gute Gelegenheit, neben der eingeführten Marke BKO mit dem Schwerpunkt der zeitgenössischen Musik, die auf jeden Fall erhalten bleiben soll, auch ein breiter aufgestelltes Ensemble in der Stadt zu etablieren. Die Resonanz nach der Bekanntgabe der Idee nach der letzten Kulturausschusssitzung sei jedenfalls groß gewesen, sagt der Musikschulchef, der selbst natürlich Profimusiker ist. Zu einer ersten Probe mit Dozenten der Musikschule und interessierten freien Profimusikern kamen kürzlich immerhin schon 26 Instrumentalisten zusammen.
„Wir spielten aus Dvoraks Slawischen Tänzen und das Ergebnis klang bereits überzeugend.“ Brzoska selbst scheint ein wenig überrascht, vor allem auch über die Liste mit Interessenten, auf der bereits 40 Musikerinnen und Musiker stehen, die sich ernsthaft für das Orchesterprojekt interessieren.
Auch erste Auftritte sind bereits terminiert. So spielt das Sinfonieorchester der Musikschule, wie das Ensemble zunächst unprätentiös heißen soll, am 8. November beim Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen der Musikschule. Ein erstes Solokonzert des Klangkörpers ist für Juni 2016 geplant. Dann folgt im September die Klassik Rock Gala im Lichthof der Berufsschule. Ein Format, das bereits 2012, damals ohne echtes Profiorchester, zwei vor ausverkauftem Hause stattfand.
Zeitgenössisches im Malakoffturm
Strukturell greift man zunächst auf bewährte Bottroper Modelle zurück. „Wie das Zupforchester, die BigBand oder All Woman beteiligt sich die Musikschule in dem sie das Personal und ihre Strukturen zur Verfügung stellt“, so Brzoska. Alles andere, zum Beispiel nicht unerhebliche Kosten für Notenmatrial und Aufführungen, Solisten und gegebenenfalls auch Honorare für Profimusiker, die ja von ihrer Musik leben, müssten durch eine eigene Förderstruktur eingeworben werden, so der Musikschulleiter.
„Die ersten beiden Jahre des Orchesters sind durch 20 000 Euro gesichert“, sagt Kulturamtsleiter Dieter Wollek. Die Hälfte der Summe stammt von der Egon-Bremer-Stiftung, die Kulturstiftung der Sparkasse und die Volksbank geben die andere Hälfte dazu.
Niemand kann sagen, wie sich das Orchester entwickelt, wie die Resonanz sein wird. „Wir gehen die Sache professionell an und wollen daneben die Farbe des BKO mit Beate Schmalbrock von der Musikschule als künstlerischer Impulsgeberin für zeitgenössische Musik im Malakoffturm im Sinne von Kai Röhrig fortführen“, so Dieter Wollek. Ein ambitioniertes Projekt.