Bottrop. 1915 trafen sich die ersten 12 Männer zur gemeinsamen Probe des neu gegründeten evangelischen Posaunenchores Bottrop-Boy. Heute hat das Ensemble, mittlerweile unter professioneller Leitung, acht Mitglieder fast aller Alterstufen.

Kirchenlieder, der feierliche Einzug beim Festgottesdienst oder vielleicht noch die musikalische Begleitung eines Gemeinde-Frühschoppens: So stellen sich viele einen Posaunenchor vor. „Klar, machen wir auch alles“, sagt Klaus-Dieter -Schulz. Aber wer dabei nur ältere Männer vor Augen hat,wird beim evangelischen Posaunenchor Bottrop-Boy eines besseren belehrt.

Professionelle Leitung

Die Hälfte des achtköpfigen Ensembles besteht aus Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Und auch der amtierende Chorleiter Marc Lankeit - ein Profimusiker, der an der Essener Folkwang Universität der Künste seinen Bachelor machte und genausogut die Tuba in einem professionellen Sinfonieorchester spielen könnte, gehört noch zur jüngeren Generation.

„Die Mischung ist eigentlich das Schöne am Posaunenchor“, sagt Klaus-Dieter Schulz, der selbst lange das Ensemble geleitet hat, das in diesem Jahr immerhin seinen 100. Geburtstag feiern kann. Schulz, selbst nun bereits im Rentenalter, spielt seit über 50 Jahren im Posaunenchor. Mit 13 lernte er zunächst Trompete, wechselte aber bald zur Posaune. Die spielt er bis heute regelmäßig bei den Auftritten in der Paul-Gerhardt-Kirche.

Von Klassik bis Swing

Dass man sich vor einigen Jahren entschloss, die Leitung des Laienensembles einem Musikprofi anzuvertrauen, habe sich auf jeden Fall als richtig erwiesen. Bereits der Vorgänger von Marc Lankeit war Folkwang-Absolvent. „Der ging leider nach Berlin, hatte eine Stipendium bei Daniel Barenboim, da kann man natürlich nicht widerstehen“, lacht Klaus-Dieter Schulz. „Die Profis können ganz anders auf Qualität achten, als wir Laien, auch wenn viele von uns eine jahrzehntelange Hör- und Praxiserfahrung haben“, sagt der Posaunist.

„Klar lege ich Wert auf gutes Einspielen und gezieltes Proben“, sagt der Profi Lankeit. Es bringe nichts, die Stücke einfach rauf und runter zu spielen, man müsse gezielt arbeiten. Dazu zählt auch Gehörbildung oder ein ordentliches Aufwärmen zu Beginn der Proben. Der zehnjährige David bekommt auch einmal pro Woche Einzelunterricht von Marc Lankeit. „Und wenn er Stücke gut eingeprobt hat, ist er als jüngster unserer aktiven Bläser natürlich bei den Auftritten dabei.“ Die Jugendoffensive des Chores begann bereits vor sechs Jahren. Damals stellte das Posaunenwerk Instrumente zur Verfügung und Kinder oder Jugendliche konnten Trompete, Posaune, Tuba oder Horn kennenlernen. Zwar war die Fluktuation groß, aber immerhin legte man damit den Grundstein für den Nachwuchs.

Dass man wieder einmal 20 oder 25 Musiker hat, wie zu den Hochzeiten des Chores in den 50, wollen weder Marc Lankeit noch Klaus-Dieter Schulz ausschließen. Dass Lankeit seit kurzem auch Dozent für tiefe Blechblasinstrumente an der städtischen Musikschule ist, erleichtert die Nachwuchs-Kontakte natürlich.

Im Gegensatz zu früher hat sich das Repertoire natürlich etwas geändert. Auch Swing oder Pop sind heute schon mal darunter. „Aber eine gute Begleitung der Choräle im Gottesdienst ist immer noch wunderschön, vorausgesetzt man spielt die richtigen Sätze und das dann auch gut“, sagt Lankeit.

Festgottesdienst am 2. Advent

Mit einem festlichen Gottesdienst am 2. Advent feiert der Posaunenchor Boy sein 100-jähriges Bestehen in der Paul-Gerhardt-Kirche. Vor kurzem gab es bereits ein Konzert mit der Kölner Formation „Brassador“. Unter Leitung des Kreisposaunenwartes spielen am 6. Dezember die Boyer Musiker mit Unterstützung von Bläserinnen und Bläsern aus dem gesamten Kirchenkreis Bottrop-Gladbeck-Dorsten. Geprobt wird übrigens immer mittwochs, 19.30 bis 21 Uhr, in der Paul-Gerhardt-Kirche.