Bottrop. . Vor 25 Jahren hat die Diakonie die Einrichtung eröffnet. Inzwischen gibt es drei solcher Häuser des Diakonsichen Werks. In der Region war das Werkhaus Vorreiter.

Sieben Beschäftigte arbeiteten im ersten Werkhaus an der Schützenstraße. 1990 wurde es eröffnet und bot Arbeitsplätze für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Heute, 25 Jahre später, betreibt das Diakonische Werk Gladbeck-Bottrop- Dorsten drei dieser Werkhäuser, zwei in Bottrop und eines in Dorsten. Rund 150 psychisch Erkrankte arbeiten hier – und feiern gemeinsam mit den Mitarbeitern Jubiläum.

Im Werkhaus I an der Gabelsberger Straße ist deshalb die Werkshalle freigeräumt. Hier zeigen die Beschäftigten, was sie sonst tun. Für rund 40 Unternehmen der Region arbeiten sie hier, führen Verpackungs- und Etikettierungsarbeiten durch oder übernehmen Dienstleistungen in der Grünpflege. „Eine Gruppe von uns ist auch in Gelsenkirchen an der Zoom Erlebniswelt angedockt, die kümmert sich dort um die Pflege der Grünanlagen“, sagt Arnd Schreiner, Prokurist der Bottroper Werkstätten.

Aber auch Elektromontagen, etwa die Verdrahtung von „Regelgeräten für Rotationswärmetauschern“, führen die Beschäftigten aus. Im Werkhaus in Dorsten übernehmen sie den Kundendienst für Medion-Drucker. Defekte Geräte der Essener Firma landen bei der Diakonie, dort werden sie überprüft, Teile werden ausgetauscht oder Ersatzgeräte direkt an die Kunden verschickt. Angefangen hat es vor 25 Jahren mit dem Zusammenbau von Pokalen.

Isabella Unbereit ist seit den Anfängen dabei. Was die Arbeit angeht hat sie eine klare Meinung: „Mal ist sie interessant, mal langweilig, so wie bei jedem anderen Job auch.“ Dazu kommt, dass die Arbeit den Tag strukturiert, soziale Kontakte ermöglicht und Betreuung sowie Beratung geboten werden.

Doch Hauptziel bei der Gründung sei es gewesen, höher qualifizierte Arbeitsplätze anzubieten als sie bis dato in den klassischen Behindertenwerkstätten üblich waren. Auch mit Blick darauf, die Beschäftigten vielleicht doch noch in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln zu können. Das gelinge im Schnitt drei mal im Jahr, sagt Schreiner. Doch stelle das die „Königsdisziplin“ dar, da die Beschäftigten doch anerkannt erwerbsunfähig seien. Das ist Voraussetzung für eine Beschäftigung in einer Einrichtung.

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Lob für die Vorreiterrolle

1990 war das Diakonische Werk mit dem Werkhaus Vorreiter in der gesamten Region. Zwar gab es Beratungs- und Betreuungsangebote für psychisch Kranke, jedoch keine Arbeitsmöglichkeiten. Erst später zogen Anbieter nach. Diese Vorreiterrolle sowie die Förderung der Inklusion im Werkhaus lobte auch Oberbürgermeister Bernd Tischler.

Für nachdenkliche Töne sorgte Marlies Wiesmann vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der finanziert solche Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen – also die Gebäude und die Mitarbeiter, die die Beschäftigten anleiten und betreuen. 500 Millionen Mark habe der LWL dafür ausgegeben, zehn Jahre später seien es 500 Millionen Euro gewesen. Wie sich Werkstätten in Zukunft entwickeln, könne man nicht vorhersagen, doch glaubt man beim LWL, dass sich die Art der Beschäftigung verändern wird und Teile eben nicht in Werkstatt selbst, sondern außerhalb verrichtet würden. So sei mehr Platz für weitere Beschäftigte. Denn der Bedarf steige – gerade bei psychisch Erkrankten.