Seit 1963 dürfen sich besondere Gäste im Goldenen Buch verewigen. Neben Papst Johannes-Paul II. trugen sich auch George Bush Senior oder Helmut Kohl ein.

Es hat etwas von einem Poesiealbum, so ein Goldenes Buch. Freunde und Gäste dürfen sich verewigen, und beim Blättern durch das Album fragt man sich manchmal: „Warum durfte der sich eigentlich eintragen?” So geht es auch Angelika Lehrich manchmal. Die Büroleiterin des Oberbürgermeisters ist verantwortlich für das Goldene Buch der Stadt und weiß: „Früher ging man ein wenig sorgloser mit dem Buch um. Da durften sich alle möglichen Menschen eintragen.”

Oberbürgermeister entscheidet über Eintrag

Das goldene Buch goldenes Buch Stadt Bottrop Unterschrift von George und Barbara Busch in Bottrop Foto: Birgit Schweizer/waz
Das goldene Buch goldenes Buch Stadt Bottrop Unterschrift von George und Barbara Busch in Bottrop Foto: Birgit Schweizer/waz © WAZ

Inzwischen sei es wahrscheinlich kaum noch möglich, dass sich beispielsweise der Hegering Kirchhellen in dem Buch verewigen könne. „Das geht natürlich nicht gegen den Hegering, aber man ist bei der Auswahl inzwischen rigider geworden”, beschwichtigt sie. Außerdem könne man nie wissen, „denn letztlich liegt die Entscheidung darüber, wer in dem Buch unterschreiben darf, beim Oberbürgermeister. Feste Vorschriften gibt es nicht.”

Seit 1963 dürfen die Bottroper Stadtoberhäupter entscheiden, wem die besondere Ehre zuteil wird. Anlässlich der Verabschiedung des damaligen Oberstadtdirektors Fritz Kleffner hat man sich entschieden, ein Goldenes Buch anzuschaffen. Kleffner war natürlich der erste, der seine Unterschrift in das noch jungfräuliche Buch setzen durfte.

Glanzlicht ist die Unterschrift des Papstes

Inzwischen ist das große braune Album etwa zur Hälfte mit Unterschriften gefüllt. Ein Glanzlicht, auch für Angelika Lehrich, ist natürlich die Unterschrift von Papst Johannes-Paul II. Nur die Überschrift der Seite irritiert ein wenig. Dort steht nämlich: „Begegnung mit der arbeitenden Bevölkerung.” Was auch immer man sich dabei 1987 gedacht hat, Angelika Lehrich kann es nicht mehr nachvollziehen.

Überhaupt gibt es einige Seiten, die man heute nicht mehr unbedingt versteht. Zum Teil fehlen Erläuterungen, und die Unterschriften allein sind nicht hundertprozentig zu entziffern. Erst später wurden auch vermehrt Fotos ins Goldene Buch geklebt.

Noch vor dem Papst durften George Bush Senior, damals Viezepräsident der USA, und Bundeskanzler Helmut Kohl ihre Autogramme ins Goldene Buch setzen. 1983 waren sie mit ihren Ehefrauen zur Eröffnung des Josef-Albers-Museums in der Stadt. Gemeinsam mit Anni Albers durften sie unterschreiben. Noch heute erkennt man gut, dass Helmut Kohl und George Bush derartige Zeremonien gewohnt waren. Schwungvoll und breit prangt ihr Name auf den Seiten. Anni Albers Namenszug sieht dagegen bescheiden und zurückhaltend aus.

Vielschreiber Heinz Kühn

Darf man sich eigentlich mehrmals in das Goldene Buch eintragen? „Ja, es gibt solche Fälle, da stehen Gäste häufiger im Buch”, sagt Angelika Lehrich. Einer der Vielschreiber ist zum Beispiel der ehemalige NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn. „Er durfte insgesamt drei Mal unterzeichnen.”

Einige Gäste haben Grüße oder Wünsche in dem Buch hinterlassen. Dabei schien nicht immer allen klar zu sein, wo genau sie sich befinden. So verlegte der SPD-Politiker Rudolf Dreßler bei einem Wahlkampfauftritt Bottrop kurzerhand in die Mitte Deutschlands. „In der Mitte Deutschlands! Bottrop, die Stadt der Kohle”, so sein geographisch etwas schwer zu belegender Eintrag aus dem Jahr 1994.