Bottrop. . Bottroperin ist seit 1975 Versichertenälteste bei der Deutschen Rentenversicherung. Das Rentenrecht ist mit den Jahren komplizierter geworden.

„Das Rentenrecht ist in den letzten 30 Jahren immer komplizierter geworden.“ Irmgard Bobrzik muss es wissen, schließlich ist sie bereits seit 40 Jahren Versichertenälteste. Sie zählt in der Deutschen Rentenversicherung Westfalen zu den Beratern der ersten Stunde und war bei ihrer Ernennung 1975 überdies die einzige Frau in diesem Amt – in einer Riege von 54 Männern.

Sie hat sich reingefuchst in die Materie. „Altersrente kann ich im Schlaf, da würde ich drei Stück am Tag machen“, sagt die Bottroperin. Das sind nicht die Fälle, die ihr Kopfzerbrechen bereiten. Eher geht es dann um die Erwerbsminderungs- oder Witwenrente.

Nachfrage nach Beratung groß

Auch interessant

Die Nachfrage nach Beratung ist groß – vermutlich auch, weil ein Laie bei der komplexen Materie alleine kaum mehr durchsteigt. Fast 15 Rentenanträge stellt sie pro Monat. Schwierig bei Anträgen auf Erwerbsminderungsrente ist, dass der Antragsteller für die letzten fünf Jahren mindestens 36 Monate versicherungspflichtige Beschäftigung nachweisen muss. Das kann ein Problem sein, wenn man arbeitslos ist und Hartz IV bezieht.

Probleme bekommen die Betroffenen auch immer dann, wenn eine Erkrankung nicht berücksichtigt wird oder das Gutachten eines Arztes, das die Erwerbsminderung durch eine Krankheit bescheinigen muss, anders als erhofft ausfällt. Auch die Witwenrente bleibt oft hinter den Erwartungen zurück.

Betroffene müssen mithelfen

„Man weiß nie, ob der Antrag durchkommt oder nicht“, erklärt Irmgard Bobrzik. Wird er abgelehnt, kann Widerspruch eingelegt werden. Dafür sind dann allerdings nicht die Versichertenältesten zuständig, sondern Rechtsanwälte.

„Ich bin nicht nur die Rententante, sondern manchmal auch so etwas wie eine Seelsorgerin“, meint die 75-Jährige. Oft seien intensive Gespräche mit den Ratsuchenden notwendig, um Probleme zu lösen. Dabei sind die Betroffenen zur Mithilfe verpflichtet und müssen alle notwendigen Bescheide heranschaffen. Was durchaus zu einem Problem werden kann, wenn jemand etwa aus der Ukraine, aus Albanien oder Kasachstan stammt.

Die Gespräche finden daheim im Wohnzimmer von Irmgard Bobrzik statt. Griffbereit liegen dann immer zwei dicke Wälzer auf dem Tisch, in denen sie nachschlagen kann. Zusätzlich gibt es den kurzen (telefonischen) Draht zu Fachleuten der Rentenversicherung.

„Es ist eine trockene Materie und man hat auch immer Angst, was falsch zu machen“, gesteht die Bottroperin. Allerdings entgeht keinem Antragstellern die Rente, bloß weil der Versichertenälteste einen Fehler gemacht hat: „Das kann geheilt werden.“ Überdies sorgt die Rentenversicherung für eine gute Ausbildung ihrer Berater. Zweimal im Jahr geht es nach Bad Rothenfelde zur Schulung.

Versichertenälteste sind die „Helfer in der Nachbarschaft“, stellen eine „ortsnahe Verbindung“ zwischen der Rentenversicherung und ihren Kunden her, heißt es in einer Broschüre der Versicherung. Besonderer Service ist, dass die Berater nicht die üblichen Bürozeiten haben und sogar mal einen „Hausbesuch“ machen können.