Bottrop. . Dieter Drewes gönnt seinem historischen Schaustellerwagen mit viel Hilfe von Bottroper Gewerken ein Lifting. Beim Stadtfest dann als Bar im Einsatz.

Dieter Drewes liebt großes Spielzeug. Mit dem alten Schaustellerwagen, der er vor 30 Jahren für 500 Mark erwarb, erfüllte er sich einen Traum. Zurzeit steht das sieben Meter lange Gefährt, das Drewes viele Jahre auch der in Bottrop bekannten Zirkusfamilie Caselly überlassen hatte, vor der Kulturkirche. Fahrgestell und Rahmen des Aufbaus sind noch original, haben fast die Spanne eines Menschenlebens auf dem Buckel. Alles andere aber, vor allem die hölzerne Außenhaut, aber auch große Teile des Innenlebens, mussten erneuert werden.

Das Kunststück: Samstag soll das malerische Gefährt, das nicht nur Kinderträume weckt, auf dem Stadtfest, vor dem Haus des Handwerks auf der Gladbecker Straße, bereits Dienst tun. Als Bar-Wagen mit Zirkusatmosphäre. Gerade legt Pierre Kraemer die vorletzte Hand an. Der Schreiner, der - wie so viele andere Bottroper Gewerke - im Angesicht des Gotteshauses für Gotteslohn seine Arbeitskraft einsetzt, hat eben die letzten Hölzer skandinavischer Fichte (die hält länger als deutsche) für die neuen Außenhaut verarbeitet. Jetzt muss der Wagen noch gestrichen werden.

Clownsbilder an den Seitenwänden

„Ein heller Cremeton soll es sein“, sagt Dieter Drewes. Der Maler und Grafiker, der früher als gelernter Offset-Drucker für die städtische Druckerei arbeitete, hat aber bereits ganz andere Schmankerl vorbereitet. Lächelnd führt er in die Sakristei von Heilig Kreuz. Wo früher Messgewänder für die heiligen Riten ausgebreitet lagen, ruhen jetzt - natürlich züchtig mit Stoff abgedeckt - zwei ovale Medaillons. Darauf lächeln Clowns den Betrachter hintergründig an.

„Ja, Oleg Popov, Charlie Rivel oder auch Bernhard Paul, der Clown und Mitbegründer des Zirkus Roncalli sind da zu sehen“, sagt Dieter Drewes. Mit Roncalli verbinden ihn freundschaftlicher Erinnerungen. Jahrelang verbrachte der Zirkus-Fan seine Ferien mit diesem Zirkus. Lebte in Wagen wie diesem, schnupperte nicht nur den Duft dieses Gewerbes, sondern packte zum Teil mit an und hatte Einblick in ein Leben, das sicher nicht (nur) romantisch ist. „Spätestens wenn Wasser in deinen Wagen sickert oder bei Unfällen merkst du, wie hart dieser schöne Beruf ist“, erinnert sich der Bottroper.

Drewes’ Clown-Bilder zieren ab Samstag die Seiten des Wagens. Darüber prangt dann ein ebenfalls handgearbeiteter Schriftzug „Café des Artistes“, wobei „Café“ natürlich ganz wie in Frankreich eher weiter gefasst ist, eben eine Mischung aus Restaurant, Bar - was eben so gebraucht wird.

„Wir brauchen den Wagen beim Stadtfest als Bar, später dann auch in dieser Funktion vor Heilig Kreuz“, sagt Dirk Helmke, der die Restaurierung mit angestoßen hat. Denn als Schankraum eignet sich die Kulturkirche selbst bei Kulturveranstaltungen doch weniger.